1858 -
Stuttgart
: Schweizerbart
- Autor: Pleibel, August Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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eine Regelmäßigkeit, daß alle Erhebungen südwärts auffallend steil
abfatten, während sie nach Norden hin sich sanft verflachen.
Auch dieses südliche Gebiet Oberschwabens ist außerordentlich
reich an Wasser. Neben einer beträchtlichen Anzahl von Quellen,
Bächen und Flüssen sind es aber hier hauptsächlich die zahllosen
Seen und Weiher, welche unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Zwar treffen wir solche Seen auch schon in der Donauzone unseres
Landstrichs, allein sie bilden dort nur vereinzelte Erscheinungen, wäh-
rend sie im südlicken Theile Oberschwabens ein charakteristisches
Merkmal abgeben. Diese Wassersammlungen sind völlig regellos
vertheilt, theils in den kleinen Ebenen, theils in den Vertiefungen
und Einsenkungen zwischen den Hügelzügeu und Hügelgruppen, theils
auch in eigentlichen Trockenthäleru. Ihre Größe steigt bis aus
200 Morgen und darüber. Ihrer Form nach sind diese Seen häu-
figer rundlich, als länglich, und was ihre Tiefe betrifft, so liegt ihr
schlammiger Grund nur selten über 30 Fuß unter der Fläche ihres
Wasserspiegels. Viele haben keinen sichtbaren Abfluß, aus andern
dagegen entspringen Bäche und Flüsse.
Diese Seen verleihen der ganzen Landschaft einen eigenthüm-
lichen Reiz, sofern sie die ermüdende Einförmigkeit der weiten Korn-
felder und der finstern Nadelwaldungen und der weit ausgedehnten,
traurigen Riedflächen auf eine angenehme Weise unterbrechen.
Wie das Rißthal unter den Flußthälern des Donaugebiets
das bedeutendste ist, so ist das mit ihm in gleicher Richtung lie-
gende Schussenthal das Hauptthal der südlichen Zone. Fast
sämmtliche Quellen der Schüssen liegen auf der gemeinsamen Was-
serscheide beider Zonen, und zwar entspringen sie beinahe alle in den-
selben Flächen und Thälern, aus welchen auch die Bäche der Donau-
seite nach Norden ziehen.
Daß bei der vorerwähnten unregelmäßigen Bildung der Ober-
fläche in der Richtung der südlichen Flüsse nicht dieselbe Regelmäßig-
keit wie bei den nordwärts strömenden Gewässern stattfiuden kann,
läßt sich kaum anders erwarten, und so muß z. B. die Schüssen
ihre Quellflüsse in einem weiten Umkreis aus allen Richtungen zu-
sammensuchen. Namentlich in ihren Anfängen müssen die Bäche auf
den zerstückten Rücken oft große Umwege und die sonderbarsten Wen-
dungen machen, bis sie endlich zwischen den Landrücken ein regel-
mäßiges, meist enges Thälchen erreicht haben, in welchem sie dann