1858 -
Stuttgart
: Schweizerbart
- Autor: Pleibel, August Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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sich verliert. Von hier, der Rheinmündung, an westwärts bespülen die
Wellen des Sees unmittelbar den Fuß der Schweizer-Alpenberge, die sich
gegen Constan; hin in ein allmählig sich abdachendes Gefilde mit üppiger
Vegetation erniedrigen. Im nordwestlichen Theil des Sees endlich treten
die Wellenlinien der Waldhöhen bis an den Rand des Sees heran und
bilden im Ueberlinger See und auch im Zeller Becken theilweise
steile, vielfach mit Reben bepflanzte Gestade, theilweise auch sumpfige Riede.
Die Hauptausdehnung des Sees erstreckt sich in ziemlich gerader Linie
von Südost nach Nordwest. An seinem westlichen Ende theilt er sich in
zwei Arme, den schmalen, geraduferigen Ueberlinger see mit der wun-
derlieblichen Insel Mainau und in das weitere, dreieckige Becken des
Un terse es oder Zellersees mit der herrlichen Insel Reichenau.
Der Untersee ist von dem eigentlichen See, dem Obersee, auf eine halbe
Stunde lang getrennt, und steht mit demselben nur durch den Rhein in
Verbindung. Die Länge des Obersees von Bregenz bis zu der Spitze der
Landzunge zwischen dem Ueberlinger- und dem Zellersee beträgt 12 Stun-
den; von Bregenz bis zum Ende des Ueberlingersees an der Mündung der
Stockach 171/2 Stunden; von Bregenz bis Constanz n Stunden; von Bre-
genz bis zum Ende des Zeller Sees, an der Mündung der Högäuer Aach,
18 Stunden. Seine größte Breite hat der See längs der württembergi-
schen Grenze hin, wo dieselbe zwischen Friedrichshafen und Rorschach
5 Stunden, zwischen der Mündung der Schüssen und Arbon 4 Stunden
beträgt. Der ganze Umfang des Sees mit allen Hauptkrümmungen be-
trägt c. 52 Stunden, wovon auf den württembergischen Antheil, gerade
um die Mitte des nördlichen Gestades, 5 Stunoen, und mit Einschluß der
Krümmungen über 6 Stunden kommen. Der Flächenraum des Sees
beträgt 972 Quadratmeilen.
Entsprechend der Beschaffenheit der Ufer nimmt die Tiefe des Sees
bald mehr, bald weniger schnell zu. Auf der württembergischen Grenz-
strecke kann man an verschiedenen Stellen ziemlich weit in den See hinein-
gchen; an andern Orten dagegen fällt das Gestade so steil ab, daß der See
z. B. in Mörsburg unmittelbar an dem Felsenufer eine Tiefe von über 120 Fuß
hat. Seine größte Tiefe, zwischen Constanz und Lindau, beträgt 964 Fuß,
zwischen Friedrichshafen und Rorschach 829 Fuß, so daß also - da die
Meereshöhe des Seespiegels 1212 pariser Fuß beträgt — der Grund des
Seekeffels stellenweise tiefer liegt, als die tiefst gelegenen Gegenden des
württembergischen Unterlands.
Im Ganzen ergießen sich in den Bodensee - außer dem Rhein —
12 größere und gegen 5o kleinere Flüßchen, welche nach dem Schmelzen
des Schnees seinen Wasserspiegel oft schnell und bedeutend, selbst bis um
12 Fuß, erhöhen. Seinen höchsten Stand erhält der See auf diese Weise
in der Regel in der ersten Hälfte des Juli, während sein tiefster Wasser-
stand in die erste Hälfte des Februar fällt.
Das Wasser des Sees, ungemein klar und hell, ist von bläulich-grüner
Farbe uizd von gutem Geschmack. Nur sehr selten überfriert der See