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1. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 569

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
5(59 besonders auch im Leben des Herzogs Christoph. Als ein Kind von 6 Monaten mußte er schon die Mutter, noch nicht 5 Jahre alt, auch den Vater missen, und seine Erziehung wurde jetzt von einer Seite übernommen, von welcher aus sein Tod für höchst wünscheuswerth gehalten wurde. Da er aber am Leben blieb, so würde ein spanisches Kloster den Prinzen eingeschlossen haben, wenn nicht Tiffernus ihn gerettet hätte. In französischen Diensten, beneidet von den Großen des Hofes, sollten Meuchelmörder, spater selbst Gift, ihn aus dem Wege räumen: die Vorsehung erhielt sein Leben! Herzog Christoph, obwohl er in Ludwig dem Frommen einen Sohn hatte, veranlaßte dennoch seinen schon bejahrten Oheim Georg zu einer Heirath: dessen Sohn, Herzog Friedrich I., erhielt den Stamm. Aber ehe Friedrich zur Regierung kam, drohten ernstliche Gefahren seinem Leben: in der Kirehe zu Mömpelgard 1558 sollten Meuchelmörder ihn tobten; er entkam durch die Flucht; L581 auf der Jagd von einer wilden Bärin angefallen, war Nie- mand um ihn, der ihm hätte beistehen können; er erlegte das Thier glück- lich; auf einer Reise nach Dänemark nahm er bei der Ueberfahrt den Sprung von einem Schiffe zum andern zu kurz und stürzte ms Meer; doch wurde er glücklich gerettet. Von Carl Alexanders Söhnen war der jüngste. Friedrich Eugen, zum geistlichen Stande bestimmt: er vertauschte das Ordcnsgewand mit dem Kriegsschwert - und rettete den Stamm vor dem Erlöschen. Nicht minder augenfällig als in der Erhaltung des Regentenstammes offenbarte sich die göttliche Vorsehung auch in Erhaltung des Landes. Wie mißlich stand es oft um Württemberg! 1286 und 1287 hatte Kaiser Rudolph das Land mit Krieg überzogen und Burgen und Städte zerstört; 1309 war die Reichsacht über Eberhard den Erlauchten ausgesprochen und 1311 voll- zogen, das Land in Feindesbaud, er selbst verborgen im Thurm zu Besig- heim; da starb im entscheidenden Augenblicke der Kaiser durch einen Domi- nikanermönch an Gift. 1360 drangen 3 feindliche Heere gegen Eberhard den Greiner und seinen Bruder ins Land; nach der Schlacht bei Schorndorf war das Land in des Kaisers Hand: eine glückliche Aussöhnung wandelte den drohendsten Feind zum mächtigsten Gönner um. Zu keiner Zeit aber stand cs mißlicher um das Land Württemberg, als zur Zeit der Verbannung des Herzogs Ulrich. Das Land, vom schwäbischen Bund erobert, an den Kaiser Carl V. verkauft, von diesem an seinen Bruder Ferdinand abgetreten und fortan als österreichische Provinz verwaltet, schien alle Hoffnung auf Selbstständigkeit verloren zu haben; da erscheint der Geächtete und — erobert sein Land wieder. Hundert Jahre später, zur Zeit des 30jährigen Krieges, schien das Land abermals verloren: vertrieben der Fürst, verheert das Land und in Feindes Hand, von '/2 Million Einwohner kaum 50,000 noch übrig; und dennoch sollte dem Laude „auch nicht ein Bauernhof verloren gehen!" Was wäre endlich zur Zeit Napoleons des Großen aus Württemberg gewor- den, hätte nicht ein hoher Verstand im Bunde mit seltener Kraft und Festig- keit des Willens auch selbst den Uebermuth des Machthabers zur Hochachtung und Mäßigung genötbigt! Aber auch noch in einer andern Richtung hat sich die Hand der Vor- sehung erwiesen, nemlich in der Erhaltung des theuren Kleinods der Ver- fa ssu ng, des schönen Bandes, das sich um Fürsten und Volk in treuem Vereine schlingt. Wie das Land, so ist auch trotz aller Anfechtungen seine Verfassung aus kleinen Anfängen zum segensreichen Baume erwachsen, in dessen Schat- ten sich Fürst und Volk der höchsten Segnungen erfreuen dürfen. So lange seine Zweige grünen und blühen und Früchte tragen, können wir furchtlos jedem Wechsel der Zeiten entgegensehen, und jeder Württemberger kann aus treuem Herzen rufen: Hie gut Württemberg allweg!
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