1865 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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Priamus, welcher diese Stadt mit prächtigen Gebäuden ausschmückte.
Sein Sohn Paris besuchte einmal den Menelaus, König von
Sparta, und ward von ihm gastlich ausgenommen. Aber der schändliche
Paris raubte die Gattin des Menelaus, welche Helena hieß, und
floh mit ihr. So entstand nun der berühmte trojanische Krieg.
Zum Anführer der Unternehmung ward Agamemnon, der
Bruder des Menelaus, gewählt. Unter den übrigen Fürsten Griechen-
lands waren berühmt: der weise Nestor von Pylos, der Ränke-
erfinder Odysseus, König von Jthaka, der tapfere Ajax, König
von Salamis, Diomedes von Argos, vorzüglich aber Achilles,
ein thessalischer Fürst. — 1200 Schiffe wurden gebaut und aus
100,000 Mann bestand die Zahl der gemeinen Krieger. Mit dieser
Flotte segelten sie in die Nachbarschaft von Troja. Aber neun Jahre
brachten sie vor Troja zu, das stark befestigt war. Auch waren
dem König Priamus eine Menge benachbarter Völker zu Hülfe
gekommen.
Der bedeutendste Held unter den Griechen war Achilles; er
siegte fast immer. Unter den Trojanern war Hektor, ein Sohn
des Priamus, eben so tapfer, aber menschenfreundlicher und liebens-
würdiger als Achilles. Oftmals hatte sich Hektor mit den griechischen
Helden im Zweikampfe gemessen und war in demselben unbesiegt
geblieben. Endlich wurde er aber von Achilles getödtet. — Häufig
entstanden unter den Griechen selbst Streitigkeiten. Da war es
nun der ehrwürdige Fürst Nestor, der den Frieden unter diesen
hitzigen Kriegern immer wieder herzustellen suchte. Endlich im zehnten
Jahre eroberte Troja der schlaue Odysseus durch List.
Odysseus hatte nämlich den Einfall, ein hölzernes Pferd zu
zimmern, so groß, daß in dessen hohlem Bauche sämmtliche Fürsten
Platz hätten. Das Roß ward gezimmert, die Helden krochen hinein
und machten die Thür hinter sich zu. Die übrigen Griechen schifften
sich vor den Augen der Trojaner ein, gleichsam als wollten sie den
Krieg beschließen und in die Heimath zurückkehren. Aber sie segelten
nur bis zu einer nahen Insel. Freudig kamen die Trojaner in das
leere Lager. Einige vermutheten eine List und die schöne Helena rief
die Namen aller griechischen Fürsten aus, indem sie die Stimmen
ihrer Gemahlinnen nachahmte. Schon wollten einige in dem Bauche,
von der Aehnlichkeit des Tons getäuscht, antworten, aber Odysseus
hielt ihnen den Mund zu.
Darauf kam der Priester Laokoon und sagte: »Ihr Thoren, in
dem Pferde sind Griechen!« Mit diesen Worten rannte er mit seiner
Lanze heftig gegen die eine Seite des Pferdes und — klirr! ertönten
die Waffen im Bauche. Aber die Trojaner schienen verblendet zu
sein. Unterdessen brachte man einen aufgcgriffenen Griechen, Namens
Sinon, herbei, der sich absichtlich hatte greifen lassen. Als man
ihn fragte, warum er allein zurückgeblieben sei, sagte er, die Griechen