1865 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
durch die allgemeine Zuneigung des Volkes gesichert, des Schutzes
der Leibwache nicht bedurfte. Dadurch entfernte er sich von der
Leibwache, welche bis dahin seine Person umringt hatte. Ganz
allein stand er da, freundlich grüßend nach allen Seiten, Hoheit
und Milde zugleich in seinen Mienen.
Plötzlich stürzt ein junger Edelmann, Pausanias, auf ihn zu
und stößt ihm sein kurzes Schwert in die Brust. Tödtlich getroffen,
sinkt der König nieder, und stirbt auf der Stelle.
Des Orakels Spruch war an ihm selber in Erfüllung gegangen:
»Siehe, der Stier ist bekränzt, nahe sein Ende, es harret der
Opferer!«
Er fiel, das Opfer einer Privatrache. Der Mörder floh, er
hatte am Thore der Stadt Pferde aufstellen lassen, die ihn rasch
forttragen sollten. Aber ein Theil der Leibwache eilte ihm nach
und fast wäre er dennoch seinen Verfolgern entkommen, wenn er
nicht mit seinem Schuh an einer Rebe hangen geblieben und nieder-
gefallen wäre. So ward er eingeholt und getödtet.
Fünf und zwanzig Jahre hatte Philipp regiert, 47 Jahre war
er alt geworden. So gering seine Hülfsmittel bei dem Antritt seiner
Regierung waren, so erlangte er doch die ausgedehnteste Herrschaft
über Griechenland, ebensosehr durch tapfere Kriegsthaten, als durch
kluges und gefälliges Benehmen. Aber das Ziel seiner Pläne er-
reichte er nicht, seinem Sohne Alexander war es ausbehalten,
das vom Vater Angefangene zu vollführen.
Alexander der Große, König von Macedonien, (336-823 vor Chr.)
Alexander, der Sohn Philipps, des Königs von Mace-
donien, verdankte seine Bildung dem berühmten griechischen Phi-
losophen A r i st o t e l e s. Schon als Knabe hatte Alexander für
alles Ruhmwürdige einen regen Sinn. So oft er die Nachricht
von einem Siege seines Vaters erhielt, rief er schmerzlich aus:
»Mein Vater wird mir nichts mehr zu erobern übrig lassen!«
Einmal bekam sein Vater ein wildes Pferd, Bucephalus ge-
nannt. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst daran, aber es
ließ keinen aufsitzen. Da bat Alexander seinen Vater, ihm einen
Versuch zu gestatten. Nach vielen Bitten erhielt er endlich die
Erlaubniß. Nun ergriff er das Pferd beim Zügel und führte es
gegen die Sonne; denn er hatte bemerkt, daß es sich vor seinem
eigenen Schatten scheute. Er streichelte es, und plötzlich schwang
er sich pfeilgeschwind hinauf. Das Pferd flog in wildem Galopp
mit ihm davon, und sein Vater fürchtete für sein Leben. Als er
aber umlenkte und das unbändige Roß sicher tumnielte, da erstaun-
ten Alle, und Philipp rief voll Freuden: »Mein Sohn, suche dir
ein anderes Königreich, Macedonien ist zu klein für dich!« —