1865 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
eben jetzt sehr nöthig; denn der persische König, Darius Codo-
mannus, war mit einem großen Heere im Anmarsche.
Da entschloß sich sein trener Arzt Philippus, ein gefährliches,
aber entscheidendes Mittel anzuwenden. Während er damit be-
schäftigt war, den Trank zu bereiten, erhielt Alexander von feinem
treuen General Parmenio einen Brief, worin dieser ihm schrieb:
»Alexander, wenn dir dein Leben lieb ist, so trau' dem Philipp nicht,
denn er ist von Darius bestochen, daß er dich vergifte!« —
Alexander legte den Brief unter sein Kopfkissen. Philipp trat
herein mit ruhiger, freier Miene; mit fester Hand reichte er Alexan-
der den Becher, und dieser nahm ihn mit der einen Hand, während
er mit der andern dem Philipp den Brief reichte. Während Philipp
las, trank Alexander ruhig die Arznei. Der Arzt war entrüstet
über die Verläumdung; doch Alexander suchte ihn zu beruhigen mit
den Worten: »Der Ausgang wird dich rechtfertigen.« Wirklich
wurde Alexanders Vertrauen durch eine schleunige Genesung belohnt;
denn schon am dritten Tage stand er wieder an der Spitze seines
jubelnden Heeres.
Unterdessen war Darius Codomannus mit einem Heere von
einer halben Million herangerückt. Bei dem Städtchen I s s n s
trafen die Heere auf einander; aber trotz der großen Ueberzahl
wurden die Perser von den Macedoniern geschlagen. Schrecklich
war das Gemetzel; über 100,000 Perser blieben in der Schlacht.
Darius sprang aus seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen
zurück, warf sich auf sein Pferd und jagte, ohne anzuhalten, Tag
und Nacht fort. Seine Mutter, seine Frau, zwei Töchter und ein
Sohn, das ganze Lager, voll von den größten Kostbarkeiten, fielen
den Siegern in die Hände. — Die gefangene Familie des Darius
brach in lautes Wehklagen aus, weil sie glaubte, daß Darius er-
schlagen sei. Alexander aber tröstete sie und gab ihnen die Ver-
sicherung, daß Darius noch lebe. Er behandelte die hohen Ge-
fangenen mit der größten Güte, als wäre die Familie eines Freun-
des zu ihm auf Besuch gekommen. — Darauf zog er längs^ der
Meeresküste weiter, eroberte Tyrus, die berühmteste Handelsstadt
der alten Welt, dann Palästina, ging nach Aegypten, eroberte
es und legte an der Mündung des Nil eine Stadt an, die er nach
seinem Namen Alexandrien nannte.
Jetzt erst wandte sich Alexander wieder nach Asien, um Darius
zu verfolgen und die Eroberung des persischen Reiches zu vollenden.
Er traf das persische Heer zwischen den Städten A r b e l a und
Gaugamela (in Assyrien). Die macedonischen Feldherren, er-
schrocken über die ungeheuere Macht der Perser, riechen am Abende
vor der Schlacht Alexandern, den Feind lieber in der Nacht an-
zugreifen. Alexander "aber antwortete: »Nein, stehen will ich den
Sieg nicht!« und legte sich sorglos zur Ruhe. Am andern Morgen