1865 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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durch das Volk und später durch die Kaiser ausgebildeten und bis
auf uns erhaltenen römischen Rechts wurden.
Nachdem die Verfasser der zwölf Tafeln sich ihres Auftrags
entledigt hatten, strebten sie nach Verlängerung ihrer Gewalt; auch
bedienten sie sich derselben auf willkürliche Weise, ja, Appius
K lau diu s schien es darauf angelegt zu ha^en, sich die Alleinherrschaft
zu erringen. Ein solches Gebühren erregte den allgemeinen Unwillen
des Volkes; doch geschah Nichts. Endlich aber führte der Frevel-
muth des Appius eine Empörung herbei. Er hatte nämlich die
schöne Virginia, die Tochter des Virginias gesehen und strebte
nach ihrem Besitz. Als Appius sah, daß er das Mädchen durch
Versprechungen nicht gewinnen könnte, gab er vor, sie sei die Tochter
einer Sklavin, und als solche stände es dem rechtmäßigen Herrn
frei, sie zurückzufordern. Durch diesen Ausspruch hätte Appius
seinen Zweck erreicht; aber der unglückliche Vater vereitelte den
Plan des Tyrannen. Unter dem Vorwände, von seiner Tochter
Abschied zu nehmen, ergriff er ein Messer und stieß es ihr in die
Brust. Mit dem blutigen Messer eilte er durch die Haufen des
Volkes und rief Götter und Menschen um Rache an. Das ganze
Volk gerieth in Aufruhr. Appius wurde ergriffen und in's Ge-
fängniß geworfen, wo er sich selbst entleibte (448); seine Genossen
flohen aus Rom, die Gesetze dagegen blieben in Kraft, um anzudeuten,
daß an dem verdienstlichen Werke die Verbrechen seiner Urheber
keinen Antheil hätten.
So nahm die Regierung der zehn Männer im dritten Jahre ein
Ende und die Konsuln und Tribunen traten wieder in ihr
Amt ein.
Fortsetzung des Streites rm Innern. Krieg mit Beji. Die Gallier
in Rom. Gleichstellung der Patrizier und Plebejer.*)
(447—300 v. Chr.)
Ein großer Schritt zur Gleichstellung der Patrizier und Plebejer
geschah im folgenden Jahre, als der Vorschlag des Tribuns Canu-
lejus, die Ehe zwischen beiden Ständen zu gestatten, angenommen
wurde. Ein zweiter Vorschlag des Tribuns, daß die Konsuln auch
aus den Plebejern sollten gewählt werden dürfen, führte zur einst-
weiligen Aufhebung des Konsulats, indem die Patrizier, die auch
hier eine Niederlage voraussahen, wenigstens den Schein retten
lvollten. Deshalb wurden auf ihren Vorschlag die Konsuln durch
Kriegstribunen ersetzt, zu denen auch Plebejer gewählt werden
konnten. Die Amtsgewalt dieser Tribunen kam den konsularischen
ziemlich gleich, nur wurde davon die Würde der Censoren ge-
trennt, d. h. derjenigen Beamten, die das Steuerwesen besorgten
*) Rach Fr. Sieger und A.