1865 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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als das Hinaufklettern. Viele stürzten die steilen Abhänge hinunter;
oft rissen fick große Schneeballen los und begruben ganze Schaaren
unter sich. Endlich, nach Verlauf von fünfzehn Tagen, hatten die
vor Hunger und Anstrengung abgezehrten Krieger die Ebenen Italiens
erreicht. Aber wie erschrak Hannibal, als er sein Heer musterte!
Von seinem über 50,000 Mann starken Heere hatte er nur noch die
Hälfte; von den 40 Elephanten war nur noch ein einziger vorhanden.
Doch das alles konnte seinen Muth nicht beugen und seinen Haß
gegen die Römer nicht mindern.
Die Römer schickten jetzt eiligst ein Heer nach Ober-Italien
unter Anführung des ältern Scipio. Dieser traf mit Hannibal
am Ti ci nu s, einem Nebenflüsse des Po, zusammen, wurde völlig
geschlagen, und kam kaum mit dem Leben davon. Nun ging Han-
nibal über den Po und schlug noch in demselben Jahre das römische
Heer an der Trebia. Mit dem Frühling des folgenden Jahres
drang er in das mittlere Italien. Hier war der Arno aus seinen
Ufern getreten und hatte die Gegend überschwemmt; das hielt Han-
nibal nicht aus. Drei Tage und drei Nächte mußten die Soldaten
im Wasser waten; die Lastthiere blieben im Schlamm stecken; Han-
nibal selbst verlor durch eine Augenentzündung, die er nicht ab-
warten konnte, ein Auge. Kaum war er auf dem Trockenen, so
rückte ein großes Heer gegen ihn an. Aber Hannibal schlug das
römische Heer so, daß 15,000 Römer ihren Tod fanden und 6000
in Gefangenschaft geriethen. Das Blutbad war so entsetzlich, daß
noch jetzt die Ebene davon das Blutfeld heißt.
Für das Jahr 216 hatten die Römer zwei neue Feldherren
gewählt, von denen der eine ein stürmischer, großsprecherischer Mann
war. Hannibal wünschte daher nichts sehnlicher als eine Schlacht.
Der unbedachtsame Römer gewährte ihn diesen Wunsch nur zu bald.
— Das römische Heer griff die hervorragende Mitte der karthagischen
Schlachtreihe an; diese zog sich gleichsam fliehend zurück; die Römer
folgten, und da indeß die beiden Flügel des karthagischen Heeres
nicht blos Stand hielten, sondern sogar vorwärts drangen, wurde
nach und nach fast das ganze römische Heer eingeschlossen, und einer
der Feldherren, gegen dessen Rath die Schlacht unternommen war,
fiel selbst.
Diese furchtbare Niederlage bei Kannä schlug den Muth aller
Römer nieder; die Stadt war in allgemeiner Trauer, denn es war
fast kein Haus, das nicht einen Sohn oder Verwandten verloren
hätte. — Hannibal war der Herr von Unteritalien, und hätte er
jetzt Unterstützung von Karthago erhalten, Rom wäre selbst ver-
loren gewesen. In den vielen Schlachten hatte aber sein Heer sehr
gelitten, und in den ausgeplünderten Gegenden konnte er keine
Lebensmittel mehr auftreiben. Er war erschöpft.