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1. Geschichts-Bilder - S. 163

1865 - Langensalza : Greßler
168 ihn aus der christlichen Kirche stoßen. Voll Zorn vernahm der Kaiser diese Botschaft und beschloß, gegen den anmaßenden Kirchen- fürsten eine harte Züchtigung ergehen zu lassen. Aber Gregor ließ sich nicht schrecken und erfüllte in folgenden Worten seine Drohung: »Von Seiten des allmächtigen Gottes untersage ich dem Könige Heinrich, der sich gegen die Kirche mit einem unerhörten Hoch- muts, e aufgelehnt hat, die Regierung des deutschen und italienischen Reiches, und spreche alle Christen von dem Eide los, den sie ihm geleistet, und verbiete, daß ihm Jemand als König diene, und an Statt des heiligen Petrus belege ich ihn mit dem Bannflüche, damit die Völker erfahren sollen, daß Petrus der Fels sei, auf den der Sohn Gottes seine Kirche gebaut hat.« Dennoch hätte Heinrich sich nicht zu fürchten brauchen, wenn nicht in Deutschland die Zahl seiner Feinde so groß gewesen wäre und nicht selbst seine Freunde ihn verlassen hätten. Auch die deut- schen Fürsten erklärten ihn für abgesetzt, wenn nicht der Bannfluch wieder von ihm genommen werde. Da sah endlich Heinrich keine andere Rettung, als durch schmach- volle Demüthigung den stolzen Papst zu versöhnen. Im Januar 1077 wurde die beschwerliche Reise über die hohen Alpengebirge nach Italien angetreten. Die Kaiserin selbst mußte, in Ochsenhäute gewickelt, von den mit Schnee und Eis bedeckten Bergen hinabge- schleift werden. Heinrich wandte sich zunächst an die Gräfin Ma- thilde, auf deren Schlosse (Kanossa) der Papst eben sich aufhielt. Aber lange ließ Gregor sich bitten, ehe er dem Kaiser den Eintritt in das Schloß gestattete. Und unter was für einem schimpflichen Aufzuge! Nur mit einem wollenen Hemde bekleidet und in bloßen Füßen wurde er in den äußeren Schloßhof eingelassen. Drei Tage ließ man ihn hier stehen, ohne daß er wußte, welches sein Schick- sal endlich sein werde. Alle in dem Schlosse waren gerührt, nur Gregor nicht, dessen Betragen eher einer tyrannischen Wildheit und Grausamkeit, als eine», apostolischen Ernste gleichkam. Mit heißen Thränen bat Mathilde für den Büßenden um Gnade, und Heinrich selbst verlangte, man solle ihm nur wenigstens zur Rückkehr die Thore wieder öffnen. Am vierten Tage endlich ließ der Papst ihn vor sich und erlöste ihn vom Banne, jedoch mit der Bedingung, daß er nicht eher die königliche Gewalt wieder ausübe, als bis er selbst darüber werde entschieden haben. Das Rltterwesen. *) Man hat das Mittelalter auch die Ritterzeit genannt, und in der That ist es das Ritterthum, welches ihm hauptsächlich seine Gestalt gegeben hat. Durch die Ausbreitung des Lehnswesens *) Kohlrausch. 11*
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