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1. Geschichts-Bilder - S. 180

1865 - Langensalza : Greßler
gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen; kein Unrecht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun; des Grafen von Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königs- Vögte Uebles zuzufügen, aber den Vögten zu wehren, das Land zu verderben.« Und die dreißig Anderen streckten die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott und allen Heiligen, »die Frei- heit mannhaft zu behaupten.« Und sie erwählten die Neujahrsnacht zum Werke. Dann gingen sie auseinander, jeder in sein Thal, zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihm, als wenn das Volk muthiger umherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Oesterreich erhöhen auf einer Stange in Uri und befahl: »Wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wolle er erkennen, wer wider Oesterreich sei.« Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürgeln, ging vorüber, einer von den Männern auf Rütli; aber er beugte sich nicht. Als- bald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach er- grimmt: »Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht.« — Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte; da schnurrte die Bogensehne; da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: »Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei birv« Es antwortete Tell: »Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!« Darüber erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach K ü ß n a ch t, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darauf fürchtete der Vogt Zusammenlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhnwind ungestüm blies. Der See ging hohl, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, desto größer die Todesnoth; denn da stiegen Ufer- berge jäh aus dem Abgrunde des Gewässers, wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Teil die Fesseln ab- nehmen, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte es gegen die kahle Wand des Axenberges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung, — der Tell hinaus auf die Platte (noch jetzt Tellsplatte genannt); das Schiff hinaus auf den See! Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: »Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich
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