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1. Geschichts-Bilder - S. 363

1865 - Langensalza : Greßler
363 Da stand nun Napoleon auf dem Gipfel des Ruhmes, und er schien unbezwingbar, obschon die treuen Tyroler — Speckbacher, Andreas Hofer — in ihren Bergen und die hochherzige Nation der Spanier zeigten, daß wahre Vvlkskraft sich nicht so leicht be- zwingen lasse. Aber etwas fehlte ihm noch, um den mächtigen Fürsten Europas sich gleich zu stellen, und er verstieß seine treue Gemahlin Josephine und vermählte sich 1809 mit Marie Louise, der Tochter des Kaisers Franz. Diese gebar ihm 1810 einen Sohn, Napoleon Ii., in der Wiege schon König von Rom, und ist doch nie auf einen Thron gekommen; denn der Vater, so hoch gestiegen, bereitete sich selbst und allen den Seinigen das Verderhen. Nur ein Fürst, nur ein Reich war noch in Europa, welches sich mit Napoleon messen konnte; dies war Rußland und sein edler Kaiser Alexander. Wohl fühlte dieser, daß er nicht länger jenes Mannes Herrschsucht leiden dürfte, welcher immer willkürlicher mit den Völkern und Staaten verfuhr, so daß jener für sein eigenes Reich fürchten mußte. Aber auch Napoleon wußte, daß er sich nicht eher also, wie er wollte, Herr von Europa nennen könne, bis jener Gebieter des ausgedehntesten Reichs auf Erden besiegt wäre. Und um ihn zu besiegen, bot er alle Kriegsgewalten auf, über welche sein mächtiges Scepter gebot. Mit einem Heere von mehr als 600,000 Mann, welches fast aus allen Völkern Europas zu- sammengesetzt und vortrefflich ausgerüstet war, so daß es von mensch- lichen Waffen fast nicht besiegbar schien, überschritt Napoleon die Grenze Rußlands (24. Juni 1812). Die Russen aber zogen sich immer weiter zurück und ließen ihm ein ödes, unvertheidigtes und von allen Lebensmitteln entblößtes Land zum Durchmarsch. Nur bei Smolensk, dann an der Moskwa ward fürchterlich blutig gekämpft, und Napoleon erfuhr, obgleich er sich Sieger nennen durfte, den ganzen Grimm der Russen. Aber der Weg nach M o s k a u, der alten Z a r e n st a d t, stand ihm offen, und im September war er Herr derselben. Und zu rechter Zeit; denn schon war die Jahreszeit rauher, und rasch rückte in dem nördlichen Lande der Winter heran, wodurch der Mangel an Lebensmitteln (denn die Russen hatten Alles vor sich her zer- stört) um so empfindlicher würde. Auch mit dem Besitze Moskaus war nicht viel gewonnen; es war eine ungeheure Stadt ohne Men- schen, und bald sollten er und all die Seinigen auf die furchtbarste Weise cm§ ihren schönen Hoffnungen gestürzt werden. Denn die ganze, große herrliche Stadt, mit .allen ihren Reichthümern und Kostbarkarkeiten, ging — der flammende Beweis der aufopferndsten Vaterlandsliebe des Befehlshabers der Stadt, Rostop sch in, — in Feuer auf. Nur mit Mühe entging Napoleon aus dem Kaiserpalast, Kreml, dem Feuertode; unter unsäglichen Schwierigkeiten suchten
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