1865 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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Bewegung betrug 29, die geringste 11 Meilen in der Stunde. Von
nun cm machte die Vervollkommung des Dampfwagens Riesenschritte.
In Deutschland wurde die erste Lokomotiv-Eisenbahn zwischen Nürn-
berg und Fürth im Jahre 1835 angelegt. Die erste größere Bahn
war die Leipzig-Dresdner, !51/2 Meilen laug; am 7. April
1839 befuhr man dieselbe. Jetzt durchziehen Eisenbahnen die weitesten
Strecken in Deutschland, Frankreich, England, Belgien, Rußland,
Schweden, Amerika u. s. w. Bald wird sich ein Eisenbahnnetz über
ganz Europa legen; Monate, die sonst auf Reisen verwendet wurden,
schwinden zu Tagen; auf eisernen Schwingen und auf Flügeln des
Dampfes wird die Bildung bis in die fernsten Gegenden dringen;
ein Land wird dem andern seine Kenntnisse und Erzeugnisse mit-
theilen und immer mehr Völker und Länder verbinden, die sich
sonst fern standen. Erwägt man selbst nur den einzigen Umstand,
wie großartig die Leistungen und Wirkungen der Dampfwagen auf
den Eisenbahnen sind, wie eine einzige Lokomotive über 1000 Menschen
in 30 — 40 Wagen fast pfeilschnell dahin führt, so ist es nicht zu
viel gesagt, wenn man behauptet: Die Dampfmaschine ist die
Königin aller Maschinen!
Hören wir jetzt das Wichtigste über die Erfindung der Tele-
graphen. •— Schon in den ältesten Zeiten dachte man bei den
Trojanern, bei den Griechen und bei den Galliern daran,
die Fernschreibekunst zu erfinden. Wirklich erzählt uns auch der
Trojaner Aeneas, daß einige Versuche, die Buchstaben des Alpha-
bets in gewisser Entfernung durch Zeichen auszudrücken, gelangen.
Cäsar erwähnt ferner, daß die Gallier Feuersignale und Balken,
die in verschiedenen Stellungen an Thürmen befestigt wurden, zur
Mittheilung verschiedener Nachrichten benutzt haben. Alle diese Ver-
suche blieben aber auf sich selbst beruhen, wenn schon die Grundzüge
der in neuerer Zeit zum Telegraphiren benutzten Mittel bereits da-
mals angedeutet zu sein scheinen.
In neuerer Zeit gerieth Claude Chappe zunächst auf die
Idee, sich mit Hülfe der Fernschreibekunst mit einigen etliche Stun-
den von ihm lebenden Freunden in brieflichen Verkehr zu setzen,
und es gelang ihm nicht nur, zunächst den Mitteln dazu auf'die
Spur zu kommen, sondern er hat auch späterhin seine Vorrichtung
im Großen ausführen können. Er reichte iin Jahre 1792 bei der
Nationalversammlung zu Paris die Beschreibung der von ihm er-
fundenen und Telegraph oder Fernschreibemaschine benannten
Maschine nebst dem Plane zur Errichtung von telegraphischen Ver-
bindungen ein und wurde bereits 1793 mit Errichtung der ersten
telegraphischen Linie von Paris nach Lille beauftragt. Diese bei-
den Städte sind 60 Stunden von einander entfernt. In zwei Mi-