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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 29

1845 - Berlin : Klemann
Attila, König der Hunnen. (451). 29 gab ihm Land an der Donau, so viel er verlangte, und schickte^ihm Ge- sandte, um seinen Grimm zu versöhnen. Alle Länder waren voll Schreckens vor ihm, und die Schwachen glaubten, Gott habe ihn als Geißel auser- lesen, um die Menschheit für ihre Sünden zu züchtigen; und „Gottes- Geißel" ward er genannt und wird's noch bis auf den heutigen Tag. Er aber dünkte sich selber wie Gott und sah im Geist schon die ganze Erde als sein Eigenthum vor sich aufgethan. „Wer hebt die Hand wider mich auf und wer widersteht mir?" dachte er im Uebermuth. Damals hatte Geiserich seine Schwiegertochter, im falschen Verdacht, daß sie ihn vergiften wolle, grausam verstümmeln lassen und ihrem Vater, dem König der Westgotben, schimpflich zurückgeschickt. Weil er nun fürch- tete, daß sich dieser aus Rache mit den Römern gegen ihn verbünden möchte, so entbot er dem Attila seine Freundschaft und reizte ihn, das Reich der Westgothen zu vernichten. Auch Honoria, die üppige Schwester des abendländischen Kaisers, schickte damals vertraute Botschaft an den Hunnenkönig, und trug ihm ihre Hand an. Bei den Franken endlich stritten zwei Brüder, die Söhne des Königs Chlodio, nach dem Tode ihres Vaters, um die Herr- schaft, und während der jüngere bei beit Römern um Hilfe warb, rief der ältere den Attila um Beistand an. Da schritt dieser, mit dem Kriegsschwert in der Faust, aus seiner hölzernen Ringburg hervor, und zog aus, um das ganze Abendland zu unterwerfen; darnach wollt' er wieder ins Morgenland gehen, das er im Geist schon als seine sichere Beute sah. Also stürmte er aus Ungarn gen Deutschland; Schaaren von Königen mit ihren Völkern folgten dem Wink seines Auges; da fuhren mit ihm die Ostgothen unter ihren Fürsten Walamir, Theodemir und Widimir, die Völker der Rugier, der Heruler, der Thüringer und der Schyren, und die Gepiden mit ihrem Könige Artharich. Wo Attila hinkam, riß er die Völker empor und schleppte sie mit sich fort in den Kampf gegen das Abendland; es war ein Heer, wie der Rhein noch kein gleiches gesehen: 700,000 Kriegsleute, und alle thaten nur, was der Einzige gebot, den nie ein Mensch hatte lächeln ge- fehlt. — Schrecken zog vor ihm her und Graus ließ er als seine Spur hinter sich, und wie der Messende über den Gipfel des Korns im Scheffel hinstreift, so fuhr die „Gottes-Geißel" über die Thürme und Zinnen der Städte und über die Häupter der Menschen. Es war im Jahre des Heils 451, als Attila gegen die Grenzen der Westgothen rückte und an die Loire kam, vor die feste Stadt Orleans; die belagerte er lang. Da war entsetz- liche Roth innerhalb der Mauern, und so tapfer diese auch vertheidigt wurden, und so inbrünstig auch die Priester zu Gott um Rettung beteten, — die Stunde des Untergangs schien Allen endlich doch gekommen ztt sein. Aber, wenn die Roth am höchsten, ist die Hilf' am nächsten. Während Attila schon die Hand ausstreckte, um die Schlüssel der Stadt Orleans ztt empfangen, rückte ein mächtiges Heer, aus Römern, Alanen und Westgothen, von dem tapfern römischen Feldherrn Aetius angeführt, zum Entsätze heran. Da ließ Attila vonorleans ab und zog auf die catalaunischen Felder bei Chalons, welche die Marne bewässert. Dort stellte ihm Aetius die Völker des Abendlandes entgegen; die Westgothen waren ihr Kern, in Allen aber regte sich nur der einzige Trieb, lieber zu sterben, als einem asiatischen Bar- baren zu gehorchen, der die eiserne Faust zur Vernichtung der alten Sitten und Bräuche und des theuren Glaubens erhob; je furchtbarer die Ueber- macht der Hunnen, um so heißer war die Begeisterung der Völker, die ihnen gegenüber standen. So ward die Schlacht geschlagen um das Schicksal der Welt.
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