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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 36

1845 - Berlin : Klemann
36 Erstes Buch. Elster Abschnitt. seine Gewalt und schor ihnen die Scheitel, daß sie geistlich würden. Wie der Vater drum wehklagte, tröstete ihn der Sohn: „Das grüne Holz treibt frisches Laub." „So muß ich den Stamm umhauen", meinte Chlodwig und ließ beide ermorden. Dann erhob er Krieg gegen seinen Vetter zu Cam- bray und nahm ihn nebst seinem Bruder gefangen. „Was schändest Du unser Geschlecht, daß Du Dich binden lassest?" fuhr er den Fürsten an und spaltete ihm, wie im Zorn, den Schädel; — „und Du, warum standest Du Deinem Bruder nicht bei?" rief er dem Andern zu, und erschlug ihn wie zur Sühne. Nachdem er nun so blutig gewaltet, besorgte er, daß sich den- noch etwelche Verwandte gerettet hätten, und klagte einstmals in der Ver- sammlung des Volks: „Weh mir, daß der Himmel mir alle Blutsverwandte genommen, und daß ich einsam bin auf Erden;" so hoffte er, daß das Mit- leid ihm die verrathen würde, welche ihm etwa entkommen wären; aber Alle, die da waren, schwiegen still. Da athmete er frei auf, weil nun seinen Söhnen das Reich sicher verblieb. Und als er im Jahre 511 zu Paris im Sterben lag, pries er Gott den Herrn, daß er mit dessen Hilfe den Zweck seines Lebens erreicht hatte. Wohl stand sein Werk fest; doch der Fluch seiner Thaten ist seinen Kindern und Kindeskindern furchtbar heimgekommen. 11. Wenn der Leib in Staub zerfallen, Lebt der große Name noch. Schiller. Während Chlodwig mit blutbefleckten Händen das zerstückelte alte Gal- lien in sein neues Frankenreich zusammenschmolz, gründete Theodorich, der Fürst der Ostgothen, ein anderes großes Reich. Dieser war in Konstantinopel als Geißel erzogen worden, hatte dort die Schwäche des morgenländischen Kaiserthums erkannt, als Jüngling kühne Kriegsfahrten gethan, und, nachdem ihn sein Volk als König ausge- rufen, bedrohte er den Kaiser, seinen Nachbar. Aus Besorgniß wies ihn nun dieser nach Italien, wo damals Odoaker herrschte; den sollte er ver- treiben und das Land erobern; dadurch gedachte der Hof zu Konstantinopel sich der Ostgothen zu entledigen und zugleich einen Feind durch den andern zu vertilgen. Da fragte Theodorich sein Volk, ob es mit ihm gen Italien ziehen wolle, und als es ihm freudig beistimmte, führte er eö im Jahr 489 dahin. Unterwegs erfrischte er es durch Siege auf Siege und nahm den Fürsten der Rugier, welchen Odoaker vertrieben hatte, in seinen Schutz auf. Wie nun die Ostgothen über die Schwelle Italiens traten, zog ihnen Odoaker zürnend entgegen, sich des Besitzes zu erwehren. Aber Theodorich schlug ihn, zuerst am Fluß Jsonzo, dann vor der Stadt Verona, hierauf am Flusse Ädda; endlich eroberte er (im I. 493) die feste Stadt Ravenna, in welcher Odoaker sich lange vertheidigt hatte, und gelobte dem Besiegten, daß er ihn bei Freiheit und Leben lassen wolle. Weil ihm aber hinterbracht wurde, daß Odoaker ihm heimlich nachstelle, so erschlug er ihn beim Gastmahl. Bald unterwarf sich nun dem König der Ostgothen ganz Italien, das allzu verderbt, zu ohnmächtig und zu zerrüttet war, als daß es ohne einen gewaltigen Oberherrn hätte bestehen können. Der Kaiser in Konstantinopel, in seiner eigenen Schwäche, erkannte dies gar wohl, und sandte dem Sie-
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