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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 107

1845 - Berlin : Klemann
Heinrich Ii. 107 dennoch versuchte er in Kärnthen das königliche Recht festzuhalten: die Herzogswürden als Beamtenstellen zu vergeben. Aus wahrer Herzensfröm- migkeit demüthigte er sich vor den Geistlichen, welche doch die Nebenbuhler der Fürsten waren; so warf er sich einst in Frankfurt am Main vor den Bischöfen zu Boden, um von ihnen die Erlaubnisi zu erlangen, daß er zu Bamberg ein Bisthum stiften dürfe. Und dennoch leistete er einst, ebenfalls aus Frömmigkeit, dem Domkapitel zu Trier kräftig und unbeugsam Wider- stand, als dieses, um seiner Gemahlin Kunigunde wohlgefällig zu werden, ihren Bruder Adalbert zum Erzbischof gewählt hatte, welchen er noch allzu- jung und zur Würde unfähig befand; darüber ward im Reich ein großer Zwiespalt, welcher Jahre lang dauerte, und er entsetzte darüber sogar seinen andern Schwager, den Baierherzog Heinrich, des Herzogthums, weil der- selbe dem Adalbert bcistand. Mit aller Macht wollte er, gleich seinen Vor- fahren, das königliche Ansehen in der sturmvollen Zeit aufrecht halten; und, je eifriger er dafür kämpfte, um so weniger gelang es ihm doch. So rieb er sich im Kampf gegen lauter augenblickliche Verlegenheiten auf. Indessen gaben's die Italiener immer deutlicher zu erkennen, daß sie nicht länger von den Deutschen abhängig sein mochten, sondern sich als selbstständiges Volk behaupten wollten. Gleich nach dem Hinscheiden Ottos Hi. hatten sie den Markgrafen Harduin von Jvrea zu ihrem König gewählt. Aber die italienischen Bischöfe waren gegen ihn und rie- fen (1004) den König Heinrich Ii., der als Freund und Beschützer der Geistlichkeit bekannt war, aus Deutschland herbei, empfingen ihn mit großen Freuden und krönten ihn in der Stadt Pavia als König Italiens. In dör Nacht nach dem Krönungstag standen jedoch die Bürger Pavia's gegen die wenigen Deutschen auf, welche beim König in der Stadt waren, und stürmten Heinrichs Palast, daß er sich durch einen Sprung durchs Fenster retten mußte; die Deutschen um ihn deckten ihn fechtend mit ihren Herzen, bis die, welche draußen im Lager waren, zum Kampf und zur Rache her- beisprangen. Ein so schlimmer Willkomm verleidete ihm Welschland, und er zog alsobald wieder nach Deutschland heim. Als er aber fort war, miß- achteten die Italiener sein königliches Ansehen erst recht rrnd Harduin wal- tete nun aufs Neue als Herrscher bis zum Jahr 1013. Eben so lang blieb auch der Kaiserthron ledig; denn bei den Völkern stand nun die Mei- nung fest, daß das deutsche Königthum die Grundlage der Kai- serwürde sei. In Rom aber übte die Parthei des Patriciers Johan- nes (eines Sohns des Hingerichteten Crescentius) großen Einfluß und be- drängte den Papst Benedikt Viii., bis dieser den deutschen König um Schuh anrief. Mit größerer Macht, als das erstemal, kam nun Heinrich' Ii. 1013 nach Italien, verscheuchte den Harduin in ein festes Schloß und zog 1014 nach Rom, wo ihn der Papst zum Kaiser krönte. Schon nach acht Tagen ließ jedöch auch das römische Volk seinem Haß gegen die Fremden freien Lauf und der Kaiser kehrte abermals nach Deutschland zurück, ohne sein Ansehen in Italien befestigt zu haben. Da begann Harduin in Italien das alte Spiel aufs Neue; doch bald siegte ihm die deutsche Parthei ob; siech und am Glück verzweifelnd ward Harduin ein Mönch'im Kloster Fruttua- ria und starb darin im Jahr 1015. Sechs Jahre darnach entschloß sieb Kaiser Heinrich (abermals auf Bitten des Papstes) zu einem dritten Heer- zug nach Italien, um die Griechen in Unteritalien zu bekämpfen, wo diese, im Verein mit den Arabern (oder Sarazenen), über die Nachkommen der Longobarden gewaltig geworden waren und die Besitzungen des Pap-
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