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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 108

1845 - Berlin : Klemann
108 Zweites Buch. Achter Abschnitt. stes bedrohten. Er focht mit Glück, eroberte mehrere Städte in Apulien und bestellte treue Männer als Statthalter. Kurz vorher waren Norman- nen als Wallfahrer nach Unteritalien gekommen und hatten den longobar- dischen Fürsten daselbst gegen die Griechen und Sarazenen tapfer geholfen; ihre Landsleute saßen jetzt in Frankreich, in einer Landschaft am Meeres- ufer, welche noch heutzutage von ihnen die Normandie heißt; diese besaßen sie seit dem Jahre 012, da ihr Herzog Rollo Christ geworden war, in der Taufe den Namen Robert und die Tochter des Königs von Frankreich zur Gattin erhalten hatte. Als nun Kaiser Heinrich durch Seuchen gezwungen ward, mit seinem Heer den Rückzug nach Deutschland anzutreten, übertrug er's den Normannen, den Kampf in Unteritalien sortzuführen und ließ ih- nen einiges Land daselbst. In der Zeit zwischen der zweiten und der dritten Heerfahrt nach Ita- lien (im I. 1018) schloß Kaiser Heinrich Ii. mit dem König Rudolf Hi., seinem Oheim von mütterlicher Seite, welcher Burgund nebst Helvetien be- herrschte, einen Vertrag, kraft dessen dies Reich nach Rudolfs Tod mit Deutschland vereinigt werden sollte. Aber früher als Rudolf starb Kaiser Heinrich (im Jahr 1024), ohne Kinder zu hinterlassen, — der letzte Zweig des glorreichen sächsischen Stammes, welcher über 100 Jahre lang die deutsche Krone getragen hatte. (127 Jahre nach seinem Tode wurde Hein- rich Ii. von der dankbaren römischen Kirche heilig gesprochen.) Voll gespannter Erwartung sahen jetzt Geistliche und Laien, Fürsten und Freie in deutschen Landen vor sich. Da das Reich plötzlich ohne Oberhaupt und die Entwicklung so vieler neuer Verhältnisse im vollen Drange war, sahen sie ein, daß grade jetzt ein kräftiger König als Mittel- punkt der Einheit noch that. Dies Bewußtsein der National-Einheit durch- brach wie Sonnenglanz alle Verwirrung der Partheien. Die fromme Kai- serwittwe Kunigunde aber bewahrte indessen die Reichskleinodien, bis das Volk den rechten Mann gefunden habe, der sie tragen sollte. Da zogen in der achten Woche nach Kaiser Heinrichs Abscheiden (im September 1024) die deutschen Völkerschaften mit ihren Fürsten und Edlen an den grünen Rhein, und lagerten sich an seinen beiden Usern bei Lörz- weil, zwischen Mainz und Oppenheim, wo der Königsftuhl auf fränkischer Erde stand, um sich einen König zu wählen, und steckten die wallenden Banner auf ihre Zelte. Auf dem linken Ufer lagen die Ober- und Nieder- lothringer, die von der Mosel und von der Maas herbeigekommen Warenh- aus der Ebene am rechten die Sachsen (mit den Böhmen und den andern slavischen Völkerschaften, welche zum deutschen Reich gehörten), die Franken, Schwaben, Baiern und Kärnthner. Oppenheim gegenüber stand damals ein Ort Kamba, welchen später die Wasser des Rheins hinweggeschwemmt haben; dort pflegten die Fürsten des Raths. Und nach langem Bedenken fanden sie zwei Männer voll altadliger fränkischer Abkunft als die Würdig- sten; beide hießen Konrad und waren Urenkel jenes Herzogs Konrad, welcher in der Schlacht auf dem Lechfeld fürs Vaterland gefallen war; der ältere von beiden saß als ein hochfreier Mann auf seiner Veste Limburg (zwischen Speier und Worms); der jüngere Konrad lebte als Herzog von Franken in Worms. Für den älteren Konrad stimmten die meisten Fürsten und Geistlichen; denn sein Muth, seine Klugheit und seine Rechtschaffen- heit waren allgemein bekannt. Dem jüngeren Konrad war das Volk be- sonders hold, und die Lothringer hätten ihn gern zum König erhoben, da- mit der Aeltere nicbt die Krone erhalte, welchem sie abgeneigt waren, weil
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