1845 -
Berlin
: Klemann
- Autor: Duller, Eduard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Viertes Buch. Dritter Abschnitt.
auch sie Albrechts böses Trachten kannten. Da traten sie zusammen und
beschworen (1291) ihren uralten Bund aufs Neue: keinen fremden Mann
bei sich als Richter aufzunehmen und sich aus allen Kräften selber zu hel-
fen. Hierauf hielten die Männer aus den drei Waldstätten (wie auch alle
Bürger und Bauern in den andern helvetischen Landen) treu zum König
Adolf, weil dieser sie in ihrer Freiheit und in ihren Rechten beschirmte. Als
aber Adolf auf dem Hasenbühel bei Gcllheim erschlagen und Albrecht an
seiner Statt König geworden war, schickten die aus den Waldftätten zu Al-
brecht nach Straßburg mit Bitten um Bestätigung ihrer uralten Verfassung.
Tückisch gab er ihnen zur Antwort: „Ich denke, euren Zustand nächstens
zu verändern." Dieses Bescheids wurden sie nicht froh und gingen mit
schweren Herzen heim. Um so froher waren dagegen die adligen Herren
in der Schweiz, wie ste des Königs feindselige Gedanken gegen die freien
Männer erkannten; sie zogen voll Uebermuths wider die Stadt Bern und
dachten, durch ihre Uebermacht zu siegen. Doch die Berner Bürger rückten
ihnen entgegen und schlugen (1298) die stolzen Ritter auf dem Donner-
bühel, daß diesen die Hoffahrt verging. Nun ward jedem freien Manne
das Herz leichter und der Muth höher gegen die Herrschsucht des Königs.
Dieser aber versuchte es mit List, die Waldstätte um ihre Freiheit zu
bringen und seinem Hause unterthan zu machen. Er schickte an das Volk
in den Waldstätten zwei Herren mit folgender Botschaft: „Seht wohl zu,
ihr guten Männer im Waldgebirg, wie rings um euch her alles Land und
alle Vogteien mein Eigen sind! Meine Macht ist so groß, daß ihr dersel-
den nicht widerstehen könnt. Dennoch Hab' ich nicht im Sinn, euch um
irgend was zu kränken, weder um eure Hecrden, noch was sonst euer ist;
denn ich weiß wohl, daß ihr arm seid. Vielmehr will ich, als Enkel eurer
getreuen Vögte, euch aus aufrichtiger Liebe und zu eurem eignen Nutz und
Frommen, auf ewige Zeiten in meinen mächtigen Schutz aufnehmen. Ich
weiß auch gar wohl, daß ihr tapfre Männer seid, und darum möchte ich
euch gern zu Siegen und hohen Ehren führen, euch durch Beute reich ma-
chen und durch Ritterschaft und Lehen gar wohl erhöhn." Hierauf erwie-
derten die von Uri, Schwyz und Unterwalden: „Wir gedenken's noch gar
wohl und werden's auch nie vergessen, was für ein guter Vogt uns König
Rudolf gewesen ist; verlangen uns übrigens keinen andern Zustand des
Gemeinwesens, als wie's unfern Vätern gut genug gewesen; so lieb ist's
uns auch. Das mag uns der König als ein gerechter Herr bestätigen,
wie's sein Vater gethan, und uns einen Reichsvogt senden, weil wir ledig-
lich beim Reich bleiben wollen." Da dachte der König erzürnt: „Wohlan,
ihr Bauern, so will ich euch das Reich dermaßen verleiden, daß ihr doch
noch lieber dem Hause Habsburg unterthan werden müßt." Und er schickte
ihnen den Hermann Geßler von Bruneck und den Beringer von Lan-
denberg zu Reichsvögten. Beide waren habsburgische Dienstleute, gering
an Gut, darum voll großer Habsucht, und hofften in den Waldstätten schöne
Ernte für sich zu halten, und waren dabei roh und gewaltthätig, daß sie
bald verhaßt wurden.
Doch eben darauf baute der schlaue Albrecht seinen Plan; denn er
dachte: „Wenn das Volk in den Waldstätten durch der Reichsvögte Ty-
rannei erst zum offnen Aufstand getrieben worden ist, dann gibt es selbst
mir den besten Vorwand, es mit Waffengewalt völlig zu unterdrücken, gleich-
wie mir's in Oesterreich gelang." Darnach trieben's auch die Vögte im
frevelhaften Muthwillen aufs Alleräußerste. Wiewohl kein Reichsvogt bis-