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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 305

1845 - Berlin : Klemann
Reformationen. Protestation der Evangelischen (1529). 305 dem Verhältnis, daß die geistliche Gewalt unter der des Staates stand. Dies wirkte wieder auf die größere Verbreitung der evangelischen Lehre heil- sam zurück, weil mm immer mehre einsichtsvolle und thatkräftige Fürsten öffentlich dieselbe bekannten. So war die evangelische Lehre schon bis nach Samland in Preußen hinaufgedrungen, und der dortige Bischof Georg von Potenz nahm sie an. Bald folgte ihm ein andrer geistlicher Fürst, der Hoch- meister des deutschen Ordens in Preußen, Albrecht von Brandenburg. Dieser lag in Fehde mit Polen und da ihn das Reich dabei nicht unter- stützte, so vertrug er sich endlich mit Polen, erkannte dessen Oberherrlichkeit über Preußen an und erhielt nun letzteres als erbliches Herzogthum für sich und seine Brüder zu Lehn (1525). Er übergab jedoch dem deut- schen Orden alle päpstlichen und kaiserlichen Privilegien, welche derselbe be- saß, und nun verließen jene Mitglieder desselben, welche die neue Lehre nicht annehmen wollten, das Land Preußen, zogen nach Mergentheim und wählten dort Walthern von Kronberg zum Hochmeister; so bestand der einst so mächtige Orden nun auf einem andern Grund und Boden fort, ohne höheren Zweck und ohne Thätigkeit. Albrecht von Brandenburg aber be- kannte, als neuer Herzog von Preußen, nun öffentlich die evangelische Lehre und verbreitete sie in seinem Land. Ebenso thaten auch Kurfürst Johann von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen, zubenannt der Großmüthige, Herzog Ernst von Lüneburg, Herzog Heinrich von Mecklenburg, Fürst Wolf- gang von Anhalt, Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken und die Grafen von Mansfeld; auch viele Reichsstädte, wie Nürnberg, Nördlingen, Straß- burg, Hall, Hamburg, Magdeburg. Als nun jene Reichsstände, welche ka- tholisch geblieben waren, diese rasche Ausbreitung der evangelischen Lehre sahen, beriethen sie sich eifrig unter einander, um dies zu hintertreiben. Aber die Evangelischen waren auch auf der Hut und schloffen im Jahr 1526 zu Torgau ein Bündniß zu ihrer wechselseitigen Sicherheit. Die Katholischen nahmen indessen gleichfalls eine festere Stellung ein, und als im Jahr 1529 zu Spei er ein Reichstag gehalten wurde, setzten sie es auf demselben, weil sie Stimmenmehrheit hatten, durch, daß die evangelische Lehre nicht weiter verbreitet werden dürfte. Dagegen legten jedoch die evangelischen Reichs- stände unerschrocken eine feierliche Protestation ein; von dem Tage an (es war am 19. April) ist der Name: „Protestanten" aufgekommen. Der Kaiser war damals gerade in Italien und ergrimmte heftig, als ihm die evangelischen Reichsstände jene Protestation vorlegen ließen, nicht so- wohl über die evangelische Lehre an und für sich, sondern weil ihm, in sei- ner Machtvollkommenheit, in seinem Glück und Streben, der politische Widerstand der Fürsten verhaßt war; er dachte in seinem Stolz, ihrer bald Meister zu werden. So war die evangelische Partei zwiefach bedroht, durch die katholischen Fürsten und durch den mächtigen Kaiser. Aber ein hoch- edler Fürst stand, voll Feuereifers und Muth, als ihr Schirm und Hort in deutschen Landen. Das war Landgraf Philipp der Großmüthige von Hessen; dieser erwog alle Umstände und sah nur Heil in der festen Eintracht aller evangelischen Stände. Leider war nämlich in der evangelischen Partei selbst ein großer Zwie- spalt. Dies war also gekommen: Ungefähr zur selben Zeit, als Luther in Sachsen gegen den Ablaßhandel und andere Mißbräuche der römischen Kirche auftrat, war zu Einsiedeln in der Schweiz ein Pfarrer, Namens Ulrich Zwingli (geboren zu Wildhaus im Toggenburgischen 1484), ein Bieder- mann , hell von Einsichten, innig fromm und stark von Muth. Den ver- Duller'ö Gesch. d. deutsche» Volkes. — Schul -Ausg. on
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