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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 330

1845 - Berlin : Klemann
330 Fünftes Buch. Siebenter Abschnitt. qeftünl verlangte er fort und fort vom Stift zu Würzburg die Wiederein- setzung in sein Recht; gewann viele Reichsritter zu Genossen und sogar den Herzog Johann Friedrich von Sachsen-Gotha (einen Sohn jenes Johann Friedrich, welcher die Kurwürde verloren hatte) zum Freunde. Darauf gestützt überfiel er im Jahre 1563 plötzlich die Stadt Würzburg und zwang das Stift, ihn in seine entzogenen Güter wieder einzusetzen. Weil er nun durch diese Gewaltthat den Landfrieden freventlich gebrochen hatte, kam er in die Reichsacht. Aber der Herzog Johann Friedrich nahm ihn in Schutz; denn Grnmbach hatte diesem zugesagt: er wollte ihm beistehen, die verlorne Kurwürde wieder zu gewinnen. Da nun die Sachen also standen, ließ sie der Kaiser 1566 genau untersuchen, und darnach die Reichsacht erneuern. Als aber der Herzog Johann Friedrich sich des alten Grumbach noch immer treu und standhaft annahm und ihn nicht ausliefern nwllte, verfiel er selbst auch in die Reichsacht, und sein Vetter, der Kurfürst August von Sachsen, vollstreckte sie. Johann Friedrich und Grumbach wurden 1567 gefangen genommen, der Letztere nach der damaligen Barbarei des Strafgesetzes ge- viertheilt, — der Elftere in die zwanzig Jahre lang bis an seinen Tod ge- fangen gehalten; sein Land blieb jedoch seinen Kindern, bis auf vier Aemter, lvelche der Kurfürst August bekam. Inzwischen war das deutsche Vaterland abermals in großen Schrecken vor den Türken gewesen. Der türkische Kaiser Suleiman nämlich, der- selbe alte siegreiche Held, welcher vor Wien gewesen war, hatte den Frieden gebrochen, um dem Sohne Zapolya's, Johanir Sigmund, Fürsten von Siebenbürgen, durch Waffengewalt die Herrschaft über Ungarn zu sichern; mit ungeheurer Heeresmacht und Pracht war Suleiman gen Ungarn gezogen. Darauf hatten sich jedoch die deutschen Reichsstände, welche die Angelegen- heiten des Kaisers in Ungarn mit den Türken in der letzten Zeit immer nur als Privatsachen desselben betrachtet hatten, die dem Reiche fremd seien, plötzlich zur Eintracht erhoben, und dem Kaiser kräftige Unterstützung be- willigt; eben so der Papst; die drohende Gefahr verscheuchte für den Augen- blick den Gedanken an alle übrigen Streitigkeiten. Aus Italien, England und Frankreich zogen kriegsfreudige Männer herbei zum heiligen Krieg gegen beit Erbfeind der ganzen Christenheit. Das christliche Heer war 80,000 Mann stark und zog gen Ungarn, wo es sich bei Raab verschanzte. Der greise Suleiman aber wollte von Peterwardein gen Erlau ziehen. Da ver- nahm er, daß Graf Nikolaus Zriny den Sandschak von Tirhala zu Siklos überfallen, getödtet und dessen reiches Lager geplündert habe. Grimment- brannt änderte nun Suleiman seinen Plan und warf sich mit seiner ganzen Macht auf die Feste Szigeth (zwei Meilen von Fünfkirchen), welche Niko- laus Zriny vertheidigte. Die Besatzung Szigeths war nicht sehr zahlreich; aber sie bestand aus lauter ungarischen Helden, denen die Ehre mehr galt als das Leben. Vom 5. August bis zum 8. September widerstanden sie der ganzen ungeheuren türkischen Heeresmacht. Endlich aber erkennt der Zriny, daß keine Rettung mehr möglich ist; die Türken sind schon Herrn der gan- zen Umgegend, der Stadt und der äußern Feste, von allen Seiten stürmen sie gegen die innere Burg heran, in solcher Zahl, daß ringsumher nichts zu sehen ist als der Himmel und sie. Da weiht sich der Zriny freudig dem Tode. Er läßt ein mit gehacktem Eisen geladenes Feldstück abseuern, daß viele Hunderte von Türken, die schon auf der Schloßbrücke stehen, getroffen in ihr°Blut niederstürzen. Mitten im Pulverdampf sprengt er dann plötz- lich, in seinem kostbarsten Gewand, den Säbel in der Faust, ohne Panzer
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