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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 341

1845 - Berlin : Klemann
Die Union und die Stgor (1608. 1609). 341 trat der Erzbischof 1582 zum reformirten Glauben über und heirathete seine Geliebte 1583. Er hätte aber auch sein Kurland gern fortbehalten, wiewohl dies wider die Bestimmungen des „geistlichen Vorbehalts" war; doch der Stadtrath und das Domkapitel, so wie Kaiser und Papst wehrten es dem Kurfürsten; er wurde abgesetzt und die lutherischen Fürsten ließen ihn im Stich, weil er nicht Lutheraner, sondern — Kalvinist geworden war. Statt seiner wurde Ernst von Baiern mit Waffengewalt auf den erzbischöflichen Stuhl erhoben; Gebhard Truchseß ging nach Straßburg, wo er Domdechant war. Auch dort entstand (1592) zwischen der protestantischen und katholi- schen Partei um die Besetzung des bischöflichen Stuhles ein Streit, der end- lich zu Gunsten der letzteren entschieden ward. Nun erkannten die protestantischen Fürsten allmälig die große Macht und die noch größeren Absichten der katholischen Partei, welche ihnen den Untergang drohte, und sie schlossen, vorzüglich auf das Betreiben des refor- nurten Kurfürsten Friedrich Iv. von der Pfalz, im Jahre 1608 einen Bund zu Schutz und Trutz, die sogenannte Union. Darin befanden sich Pfalz und Hessen, Würtemberg, Baden, Anhalt, Brandenburg, die Markgrafen in Franken und mehre Reichsstädte. Der Kurfürst Christian Ii. von Sachsen, ein Lutheraner und schwacher Lüstling, zögerte mit seinem Beitritt. An der Spitze des Bundes stand der Kurfürst Friedrich Iv. von der Pfalz. Auch mit dem König Heinrich Iv. von Frankreich verbanden sich die deut- schen Protestanten insgeheim. Das war ein gar hochstrebender Fürst, wel- cher die Absicht hatte, die spanisch-österreichische Uebermacht zu zertrümmern, alle Reiche Europas, jedes mit gleicher Macht wie die andern, zu einem christlichen Staatenbunde zu vereinigen und so durch ein „europäisches Gleichgewicht" den schönen Traum eines „ewigen Friedens" zu verwirk- lichen. Als nun die katholischen Fürsten die Einigkeit der Protestanten sahen, schlossen auch sie im Jahre 1609 zu München einen Bund unter sich, als Gegengewicht der protestantischen Union, und nannten ihren Bund die „hei- lige Liga"; der kluge und rastlos thätige Herzog Maximilian von Baiern, welcher, bei aller religiösen Uebereinstimmung, doch voll geheimer Eifersucht auf Oesterreichs Macht, vielleicht auch nicht ohne Absichten auf die Kaiserwürde selbst war, trat an deren Spitze. Inzwischen hatte sich ein großer Streit der Fürsten entsponnen um die Nachfolge in den Ländern des 1609 kinderlos verstorbenen letzten Herzogs von Jülich, bis daß endlich Brandenburg und Pfalz-Neuburg die Verlassen- schast in Besitz nahmen und bis auf völligen Austrag in Gemeinschaft ver- walteten. Mitten in diese verwickelten Verhältnisse trafen im Jahre 1610 plötzlich zwei Todesfälle, welche denselben eine andere Wendung gaben; König Heinrich Iv. von Frankreich wurde nämlich von einem ruchlosen Schwärmer, Franz Ravaillac, meuchlings ermordet und in demselben Jahre starb auch der Kurfürst Friedrich Iv. von der Pfalz, welcher einen min- derjährigen Sohn hinterließ. Kurfürst Christian Ii. von Sachsen aber trat, in einem Zustand von Trunkenheit, der „heiligen Liga" bei. Da schien für den Augenblick wieder eine Friedenshoffnung aufzugehn und nach so großer Aufregung wieder Ruhe hergestellt zu sein. Aber diese Ruhe war nur die Schwüle vor einem Gewitter. Die beiden großen Parteien, Katholiken und Nichtkatholiken, standen einander drohend gegenüber und beobachteten einander mit finstrem Schweigen. Jede war bereit, auf den ersten Anlaß das Schwert aus der Scheide zu ziehn. Die Protestanten waren dabei schwach durch
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