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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 349

1845 - Berlin : Klemann
Herstellung des Kathollcismus in Böhmen, Oesterreich re. 349 Dies zeigte sich später auch in Ober-Oesterreich. Der Kaiser hatte diesen Theil seiner Erblande an' Marimilian von Baiern für dessen Kriegs- kosten verpfändet, und Marimilian sich dort schon 1620 die Huldigung er- zwungen, worauf er den Grafen Herbersdorf in Linz an der Donau zum Statthalter eingesetzt. Der Herbersdorf aber, welcher nun im Lande Oester- reich ob der Ens die Reformation von der Wurzel ausrotten wollte, waltete dort so unmenschlich wie weiland der Herzog Alba in den Niederlanden, und trieb dadurch sowohl die Stände (deren Freibriefe er verachtete) als auch das Volk zur Verzweiflung. Da erhob sich im Jahr 1626 das Land- volk (wohl achtzigtausend Menschen) und ließ seine Freiheitsfahnen wehen, auf denen der Spruch stand: „Weil es gilt Seel und Blut, geb' uns Gott Heldenmuth." Ein kühner und kluger Mann, Stephan F ad in g er (seines Handwerks ein Hutmacher), ward der Bauern Hauptmann. Und sie schlu- gen den Herbersdorf bei Waitzenkirchen und Peuerbach, gewannen Wels, Freistadt, Enns und mehre andre Städte und belagerten Linz. Im Feld- lager vor dieser Stadt ward Fadinger erschossen. An seine Stelle trat ein Edelmann, Achaz Millinger. Nun erlitten die Bauern mehre Niederla- gen, schlugen aber zwei neue Heere, welche Marimilian wider sie ausge- schickr hatte. Da übergab dieser dem Grafen Gottfried Heinrich von Pappenheim (dem Stiefsohn des Herbersdorf) die Führung des Kriegs gegen die Bauern. Graf Pappenheim (geboren 1594) stammte aus einem uralten Geschlecht und hatte ein Muttermal, wie zwei gekreuzte Schwerter, auf der Stirn, mit auf die Welt gebracht, das stets zum Vorschein kam, so oft er in Zorn gerietst; daraus hatte ihm sein Vater Veit einen großen Kriegsruhm prophezeit. Seit seinem ersten Bad als Kind hat ihn nie mehr Jemand weinen gesehen. Von früh auf war Krieg sein Allerliebstes und er trug so viele Narben von Wunden am Leib, daß ihn die Soldaten nur den „Schrammhannes" hießen. Diesem Pappenheim gelang es nun auch wirklich, den Bauernkrieg in Oberösterreich rasch zu beendigen. Er schlug die Bauern bei Efferding, Gmunden, Vöklabruck und beim Schlosse Wolfseck, endlich bei Peuerbach und brachte sie zur Unterwerfung; 1627 wurden ihre Anführer hingerichtet. Schon im Jahre 1621 hatte Ferdinand Ii. den Kurfürsten und Böh- menkönig Friedrich geächtet, wiewohl gegen alles Recht, weil nämlich die Böhmen diesen frei erwählt hatten und Friedrich nicht gegen Kaiser und Reich als Feind aufgestanden war, sondern bloß das Haus Oesterreich be- droht hatte, — eben so gegen alles Gesetz, weil Ferdinand Ii. die Acht, ohne Zuziehung eines Fürstengerichts, aus eigener Macht verhängte; der Herzog Marimilian von Baiern (mit mehren Andern) sollte sie vollstrecken. Noch in demselben Jahre (1621) hatte sich die Union der protestantischen Fürsten, welche in erbärmlicher Feigheit dem Falle Friedrichs thatlos zusah, — auf- gelöst, weil sie kein tüchtiges Haupt hatte, wie die katholische Liga, welche der kühne Marimilian von Baiern beseelte und mit sich zu Thaten und Siegen sortriß. Mittlerweile hatte der spanische Feldherr Spinola die ganze Unterpfalz (nämlich die Pfalz am Rhein) bis auf Heidelberg, Mannheim und Frankenthal besetzt. Da stand für den unglücklichen, land- und leutlosen Kurfürsten und gewesenen Böhmenkönig nur ein einziger, un- beugsamer Freund, der Graf Ernst von Mansfeld, auch ein geächteter, land- und leutloser Herr, aber unerschöpflich in kühnen Anschlägen, durch seine Kriegskunst überall furchtbar, wohin er mit seinen Schaaren kam; denn da er seinen Soldaten keinen Sold zahlen konnte, erhielt er sie stets von
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