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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 352

1845 - Berlin : Klemann
352 Fünftes Buch. Elfter Abschnitt. Mansfeld und Herzog Christian, weit entfernt den Muth zu ver- lieren, faxten indessen nur um so kühnere Plane. Sie sammelten in den Niederlanden ein Heer, und brachen, der Erstere in Oftfriesland, der Zweite in Niedersachsen ein. Die Stände des niedersächsischen Kreises hatten ihn zu ihrem Feldherrn ernannt, denn sie wollten sich und ihren Glauben gegen die drohende Uebermacht der kaiserlichen Willkür und des Katholicismus mit gewaffneter Hand schützen. Doch schon nach vier Wochen legte Christian, bei der leidigen Zwietracht der Kreisstände, diese Würde nieder. Er beab- sichtigte in Böhmen einzufallen und sich dort mit Bethlen Gabor, dem Für- sten von Siebenbürgen,- zu vereinigen, um dem Kurfürsten die böhmische Krone wieder aufzusetzen. Doch Tilly rückte ihm mit großer Uebermacht an die Weser entgegen. Der Kurfürst von Sachsen wollte den Christian nicht durch sein Land lassen. Da zog sich dieser nach Westphalen zurück, um sich mit dem Mansfeld zu vereinigen, dessen Heeresmacht damals nicht stark ge- nug war, daß er allein hätte große Kriegspläne aussühren können. Bei Stadt-Loo im Münsterland traf Tilly den kühnen Christian, besiegte ihn und vernichtete dessen Heer (6. August 1623). Durch diesen Schlag waren für den Augenblick auch Mansfelds Hoffnungen vereitelt. Da er nun ein- sah, daß er gegen Tilly mit seinen schwachen Heerhaufen nichts ausrichten konnte, so entließ er sie einstweilen und eilte ungebeugten Muthes nach Lon- don; dort ließ er nicht ab, den König Jakob I. von England zum Beistand seines unglücklichen Schwiegersohnes zu bewegen, brachte es auch dahin, sammelte ein neues Heer und führte es nach Holland. Doch das genügte ihm nicht; er bot, so viel cs ihm, als einzelnem Mann, möglich war, Alles auf, um Frankreich, England, Venedig, Savoyen, Holland und einen Theil der Schweiz in einen Bund gegen Oesterreich zu vereinigen. 11. In trüben Massen gähret noch die Welt, Und feine Friedenshoffnung strahlt von fern. Ein Tummelplatz von Waffen ist das Reich. Schiller. Nun erhielt der unselige Glaubenskrieg allmälig auch noch eine andre Bedeutung, eine umfassendere, politische. Oesterreichs rasches Glück erhöhte nämlich auch die Hoffnungen Spaniens, welches dem Kaiser zur Unterdrückung der'protestanten bisher manche Truppenhilfe geleistet hatte; nun dachte Spanien hinwieder durch kaiserliche Heere wohl auch die verlorenen Niederlande wieder erobern zu können. Wenn nun aber beide Linien des Hauses Habsburg, die spanische und österreichische, welche schon ein und dasselbe religiöse Interesse, so wie das gemeinsame ihres' Geschlechts hatten, sich auch noch in politischer Hinsicht eng und fest verbanden, so besorgte Frankreich, der Uebermacht beider nicht das Gleichgewicht halten zil können. In Frankreich herrschte damals der Kardinal Richelieu als allmächtiger Minister, ein Staatsmann, wie es auf Erden keinen zweiten mehr gab. Als nun Richelieu Frankreichs Interessen, welche ihm über Alles gingen, so bedroht sah, entwarf er viel- verzweigte Pläne, um die Macht des Hauses Habsburg in Spanien und Deutschland zu zertrümmern. Er unterstützte die freien Holländer gegen
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