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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 437

1845 - Berlin : Klemann
Krieg der Koalition gegen Frankreich (1793 fg.) —■ Untergang Polens. 437 das deutsche Reich dachte noch an jenen Tag, an welchem die Polen un- ter Sobieski Wien und Deutschland vor der Barbarei und Tyrannei der Türken gerettet hatten, und doch war das erst einhundertzwölf Jahre her. Als Katharina Ii. später (1796) starb, gab ihr Sohn, Kaiser Paul, dem edlen Koseiusko, der bis dahin in Haft gelegen, die Freiheit wieder. Kos- ciusko nahm sie an, aber den Degen wollte er nicht wieder tragen. „Wozu brauch' ich den Degen," sprach er, „da ich kein Vaterland mehr habe!" Er fuhr gen Amerika, kam später nach Frankreich und starb erst 1817 in der Schweiz. Mittlerweile hatten die Verbündeten im Frühjahr 1794 den Feldzug in den Niederlanden gegen Frankreich wieder eröffnet und zwar im Anfang mit Glück. Kaiser Franz Ii. zog siegreich in Brüssel ein, die Festung Land- recis siel; schon stand den Oesterreichern der Weg von Belgien nach Paris offen. Dagegen war aber auch ganz Frankreich in Waffen; jeder Bürger war Soldat zur Rettung des Vaterlands und des Nationalruhms. Die Schreckensherrschaft beförderte die allgemeine Bewaffnung. Es wimmelte nämlich in Frankreich von Spionen und Angebern, und kein Mensch war seines Kopfes auf den Schultern vor ihnen sicher; wen sie, aus Habsucht, Rachlust, Verwechslung, ja sogar oft aus Dummheit, bei den Mitgliedern der Volksregierung als verdächtig anzcigten, der wurde ergriffen, eingeker- kert, hingerichtet. Da zogen viele tausend Franzosen gegen die Feinde Frank- reichs, um, — statt nutzlos, durch die Guillotine, — lieber ehrenvoll, die Waffen in der Hand, für die Rettung des Vaterlands zu fallen. Da die Revolution alle "Unterschiede von Rang und Stand, alle Vorrechte ausge- tilgt hatte, so gewann jetzt das Talent allein den größten Spielraum; wer sich durch Muth oder Geschicklichkeit im Heere auszeichnete, erklomm rasch eine Würde nach der andern; daher gab's immer größeren Wetteifer in Kühnheit und um Ruhm, und selbst den geringsten Franzosen adelte der Na- tionalstolz. Dagegen war bei den Verbündeten Uneinigkeit, Mißtrauen und Eifersucht, Trägheit in Rath und That; manche Führer waren untauglich und die Mannszucht war größtentheils so schlecht, daß sich z. B. die Kai- serlichen auf deutschem Boden furchtbar verhaßt machten. Unter solchen Umständen mußten die Franzosen gewinnen. Sie brachen unter dem Gene- ral Pichegrü kühn und wild in Flandern ein und General Jourdan be- drohte von Luxemburg her die Verbündeten, so daß sich jetzt der ganze An- griffskrieg derselben in eine bloße Vertheidigung gegen die Angegriffenen verwandeln mußte. Da geschahen viele furchtbare Gefechte; am 26. Juni 1794 endlich gewannen die Franzosen unter Jourdan die Schlacht bei Fleurüs. Nun zogen sich die Kaiserlichen aus den Niederlanden zurück; die französischen Generale Pichegrü und Moreau eroberten Flandern und Brabant. Auch am Oberrhein waren die Verbündeten unglücklich, die Oe- sterreicher mußten unter Wurmser über den Rhein, die Preußen gegen den Main zurückweichen. Der Herzog von Braunschweig legte zürnend den Oberbefehl über die Preußen nieder; die Franzosen waren Herren des lin- ken Rheinufers; der Kaiser besaß von den Niederlanden nur noch Lu- xemburg, das deutsche Reich jenseits des Rheins nur noch Mainz. Indessen hatten sich in Deutschland schon viele Stimmen erhoben, daß es besser sei, die alte Reichsverfassung aufzulösen und die geistlichen Güter einzuziehen; auf der andern Seite aber wurden heimliche Verbindungen zur Aufrechthaltung der alten Reichsverfassung geschlossen. Es war eine allge- meine Mißstimmung zwischen den größeren deutschen Staaten und den klei-
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