1845 -
Berlin
: Klemann
- Autor: Duller, Eduard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Sechstes Buch. Elster Abschnitt.
gewaltigsten Mann des Jahrhunderts einen Bund, die sogenannte „dritte
Koalition". Preußen blieb abermals parteilos, während der Krieg zwi-
schen Oesterreich und Frankreich begann. Napoleon gewann durch unglaub-
liche Raschheit Siege auf Siege. Er überfiel den österreichischen General
Mack bei Ulm, schloß ihir ein und nahm ihn liebst sechzigtausend Mann
österreichischer Truppen am 17. Oktober 1805 gefangen. Dadurch war Oe-
sterreichs Unglück entschieden. Vergeblich rief der Kurerzkanzler alle deut-
schen Reichsstände zu einträchtigem Wirken auf, um in ehrenvollem Frieden
die Reichsverfassung zu erhalten. Die Fürsten von Baiern, Würtemberg
und Baden hatten sich dem Kaiser Napoleon angeschlossen; denn, mit ihm
und für ihn und unter ihin sicher — oder durch ihn vernichtet — es
blieb ihnen keine andre Wahl! Rasch zog Napoleon im November durch
das unbeschützte Oesterreich nach Wien, besetzte es und eilte hierauf nach
Mähren, wo sich Kaiser Alexander von Rußland mit seinem Heere befand
und mit dem deutschen Kaiser vereinigt hatte. Und es war am 2. Decem-
der 1805 bei Austerlitz, da sah die Sonne auf drei Kaiser herab, welche
sich, zwei wider Einen, in Waffen gegenüber standen; und diesem Einen,
dem Kaiser der Franzosen, schien die Sonne des Sieges, und tief im Her-
zen sprach ihm eine Stimme: „Nie geht sie mir unter!" Die nächsten
Folgen von Napoleons glänzendem Siege in dieser „Drei-Kaiserschlacht" bei
Austerlitz waren, daß Kaiser Frairz Ii. am 26. December 1805 zu Preß-
burg mit Napoleon einen Frieden schloß, worin Oesterreich die größten Ver-
luste erlitt. Denn es mußte den drei mit Frankreich verbündeten süddeut-
schen Fürsten alle seine deutschen Besitzungen vom Rhein bis zur Grenze
des Erzherzogthums und an Frankreich alle Entschädigungen in Italien ab-
treten, welche es im Frieden zu Eampoformio erhalten hatte. Dafür erhielt
es bloß Salzburg, dessen bisheriger Besitzer, der Großherzog von Toskana,
durch Würzburg entschädigt wurde. Baiern bekam unter andern: ganz Ty-
rol mit Vorarlberg, Burgau, Passau u. s. w., und von Preußen Anspach;
Würtemberg die vorderösterreichischen Herrschaften; Baden den Breiögau.
Napoleon machte die Fürsten dieser drei süddeutschen Länder zu Souve-
rainen (ein seit jener Zeit bis jetzt voll den Feindeil der Freiheit so oft
mißbrauchtes und mißdeutetes Wort!) und gab den Kurfürsten Maximilian
Joseph von Baiern und Friedrich von Würtemberg die Königswürde,
was auch Kaiser Franz 1!. anerkannte. Preußen mußte air Frankreich Kleve
lind Neufchatel abtreten.
Und nun wurde die Auflösung der alten Reichsverfassung rasch
vollendet. Napoleon benahm sich gegen Deutschland von Tag zu Tag ge-
waltthätiger, ilnd warf die Loose über Fürsten und Volk, wie ein Gott, zu
dessen Macht keine irdische hinanreicht. So gab er die Herrschaft über
Kleve und Berg seinem Schwager.joachim Mürat und nahm dem Groß-
herzog von Badeil die wichtige Festung Kehl am rechten Rheinufer. Am
12. Juli 1806 traten sechszehn deutsche Fürstell, nämlich die Könige von
Baiern und Würtemberg, der Kurerzkanzler und der Kurfürst von Baden,
der neue Herzog von Kleve und Berg, der Landgraf von Heffen-Darmftadt,
die Fürsten von Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg, die Fürsten von Ho-
henzollern-Sigmaringen und von Hohenzollern-Hechingen, die Fürsten von
Salm-Salm und von Salm-Kyrburg, der Fürst von Jsenburg-Birstein, der
Herzog von Ahremberg, der Fürst von Lichtenstein und der Graf von der
Leyen in einen Build unter sich und mit Frankreich, welcher der „Rhein-
bund" genannt wurde. Dadurch trennten sich diese alle vom bisherigen