1845 -
Berlin
: Klemann
- Autor: Duller, Eduard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Preußens Erneuerung. — Oesterreichs Krieg von 1809.
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Landen gerade unter der tiefsten Erniedrigung das Nationalgefühl und
bäumte sich gegen die fremde Gewalt empor.
Z,
Süß und ehrenvoll ist's, sterben fürs Vaterland!
K l o p st o cf.
Inzwischen hatte Napoleon 1808 in Spanien die königliche Familie
aus bourbonischem Stamm dirrch List und Gewalt vom Throne gestürzt unv
seinen Bruder Joseph auf denselben erhoben. Da erhob sich das spanische
Volk gegen die fremden Heere zum Vertilgungskampfe und Napoleon lernte
zum ersten Mal nach so vielen glänzenden Siegen die Volkskraft kennen; er
zog selbst nach Spanien, um die dortigen Angelegenheiten persönlich zu be-
stellen. Während dieser Zeit hatte Kaiser Franz von Oesterreich gegen
ihn gerüstet, denn Kaiser Franz mußte aus dessen stolzen Aeußerungen deutlich
abnehmen, daß der Gedanke: die ganze österreichische Monarchie zu vernichten,
dem Eroberer nicht fremd sei. Erft Preußen, nun auch Oesterreich, — die
Rheinbundsfürsten ohnehin Napoleons Vasallen, — so schien Deutschlands
Loos entschieden! Oesterreich aber beschloß, den Planen Napoleons zuvor-
zukommen, und das war gewiß das Ehrenvollste. Ermuntert durch das
Beispiel Spaniens, wo alle Kriegskunst Napoleoits und alle Tapferkeit seiner
Schaaren am Felsen der Volkstreue zerschellte, rief nun Kaiser Franz das
Volk zum Kampf auf. Und 1809 standen in Oesterreich viermalhundert-
tausend Mann in den Waffen, — drei große Heere rückten, das eine, unter
dem Erzherzog Karl, gegen den Rhein, das andere, unter dem Erzherzog
Johann, gegen Italien, das dritte, unter dem Erzherzog Ferdinand, gegen
Polen vor. Der Erzherzog Karl erließ einen Aufruf an die ganze deutsche
Nation. Darin sagte er: „Wir kämpfen, um Deutschlands Unabhän-
gigkeit und Nationalehre wieder zu erringen. Unsere Sache ist die
Sache Deutschlands. Nur der Deutsche, der sich selbst vergißt, ist unser
Feind!" Auch viele andere Aufrufe erschollen wie Donner zu den deutschen
Volköstämmen: „Erwacht aus dem Todesschlaf der Schande, ihr Deutschen!
Soll euer Name der Spottruf ferner Jahrhunderte werden?" Aber Napo-
leon gebot den Fürsten des Rheinbundes, ihre Heere gegen Oesterreich zu
führen. Und sie thalen es! Inzwischen war Erzherzog Karl in Baiern und
der General Chafteller mit einer Armee in Tprol eingerückt, wo das biedere
Landvolk, von Oesterreich abgerissen und dem Königreich Baiern zugetheilt,
noch in alter Treue dem Kaiserhause anhing und zwar besonders aits fol-
gendem Grunde: Als Kaiser Franz im Preßburger Frieden Tyrol an
Baiern abtrat, hatte er ausdrücklich die Erhaltung der alten Landesver-
fassung Tyrols zur Bedingung der Abtretung gemacht; aber dies war nicht
beachtet worden. Darüber ergrimmten die Tyroler und dieser Haß erhöhte
jetzt erst recht die Liebe fürs Fürstenhaus. Freudig griff jeder Tproler für
Kaiser Franz und Oesterreich zu den Waffen, und, wie die Feuerflamme im
Sturm, so ging der Aufstand von Berg zu Berg, von Thal zu Thal, von
Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt. Rasch aus Spanien zurückgeeilt, zog
nun Napoleon mit den Truppen des Rheinbundes nach Baiern, wo sich die
österreichische Armee leider allzulangsam vorwärts bewegte. Napoleon schlug
sie vom 19. bis zum 23. April 1809 bei Thann, Abensberg, Landshut,