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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 463

1845 - Berlin : Klemann
Der Befreiungskrieg. 1813. 463 scholl den Wehrmännern nach. Weil die Kräfte der Regierung tief erschöpft waren, brachte das Volk freiwillige Beisteuern, auch der Aermste trug freu- dig seinen Sparpfennig zum allgemeinen Gut herbei. So thaten auch die Frauen und Jungfrauen, sie verkauften ihr Geschmeide, ja manches deut- sche Mädchen schnitt sich das Haar vom Scheitel, verkaufte es und brachte den Erlös dem Vaterlande dar; andere Jungfrauen zogen Mannskleider an und stellten sich so in die Reihen der Kämpfer, gleichwie jene Helden- frauen des deutschen Volkes in alter Zeit gethan haben. So stand der alte kriegerische Geist des deutschen Volkes kund in lohen Flammen, und begeisterte Sänger, Ernst Moritz Arndt, Theodor Körner, Mar von Schenkendorf, fachten sie durch den Odem des Liedes noch mächti- ger an. Preußen hatte kühn den ersten Schritt in der gemeinsamen Sache des ganzen deutschen Vaterlandes gethan; Oesterreich hielt sich noch neu- tral, der ganze Rheinbund, so wie besonders Sachsen, dessen König durch Bande der Dankbarkeit an Napoleon gebunden zu sein glaubte, stand noch für die Fremdherrschaft. Napoleon hatte indessen mit ungeheurer Kraftan- strengung zum Kampf gerüstet, ein neues Heer geschaffen, schnell in den Waffen geübt und ins Feld geführt. Er vertraute auf seine Kriegskunst und auf den Zauber, den sein Ruhm über seine Schaaren ausübte; und wahrlich: dem geringsten französischen Soldaten schlug das Herz hoch vor Stolz, daß er unter Napoleon focht, der Frankreichs Namen groß gemacht hatte auf der weiten Erde. Und so hoffte Napoleon, mit seiner frischeil Macht den Sieg zu erringen. Der Krieg begann im Frühjahr 1813. Truppenabtheilungen der ver- bündeten Preußen und Russen zogen durch Norddeutschland; Hamburg und Lübeck wurden befreit, und der Herzog von Mecklenburg - Strelitz riß sich zuerst los von Frankreich mit dem schönen Ausruf: „Mit Gottes Hilfe werd' ich mich der Ehre werth zeigen, ein deutscher Fürst zu sein!" Bei Lützen und Groß - Görschen geschah (am 2. Mai) die erste große Schlacht. Da siegte Napoleon, aber er hatte den Muth der jungen preußi- schen Krieger kennen gelernt. Die Verbündeten flohen ilicht, sondern zo- gen sich, trefflich geordnet und dem Feinde Trotz bietend, über die Elbe zu- rück. Bei Bautzen geschah (vom 19. bis zum 21. Mai) eine zweite Schlacht, und auch da siegte Napoleon, aber auch da behaupteten die Deut- schen und Russen den Rückzug m geschlossenen Heeresmassen, daß die Feinde es nicht wagen konnten, sie zu verfolgen. An der Spitze der Preußen stand der alte Blücher, ein Jüngling trotz des Silberhaars, ein erbitterter Feind der Franzosen, des deutschen Volkes Liebling, des Heeres Abgott. Er rückte nach Schlesien, — Napoleon ihm nach; aber dieser wagte es nicht, den alten Blücher anzugreifen, denn hinter ihm standen der russische General Tettenborn, die Truppen der Hansestädte und eine todeskühne Freischaar aus den edelsten deutschen Jünglingen, unter dem Major Lützow. Das war Lützows „wilde, verwegene Jagd"; so hat sie einer von ihnen ge- tauft, der Dichter glühender Freiheits- und Kriegslieder, Theodor Kör- ner (geboren 1791), dem das Vaterland lieber war als feine Braut und als aller Dichterruhm. Indessen waren beide Gegner, Franzosen und Deutsche, erschöpft und schlossen unter sich einen Waffenstillstand, welcher vom 4. Juni bis zum 6. Juli dauern sollte. Während dieser Zeit geschahen Verhandlungen von Seiten der Verbündeten mit Schweden und Dänemark. Aber dies letztere schloß sich neuerdings an Frankreich an, weil Schweden Norwegen haben
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