1845 -
Berlin
: Klemann
- Autor: Duller, Eduard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Siebentes Buch. Fünfter Abschnitt.
König Hieronymus und kehrte dann, wie im Sturm, an die Elbe zurück.
Am 3. Oktober zog der alte Blücher, der rechte „Vorwärts", ungeduldig
über die Elbe, wo zwanzigtausend Franzosen unter dem General Bertrand
bei Wartenburg standen, Dort griff sie mit seinen tapfern Preußen an
und erstürmte ihre Verschanzungen. Nun zog Blücher nach Düben und
vereinigte sich mit dem Nordheer, das bei Dessau über die Elbe gezogen war.
Die böhmische Armee rückte gleichfalls heran. Da verließ Napoleon (am
7. Oktober) Dresden, wandte sich nach Leipzig und zog dort den ganzen
Nest seiner Streitmacht (zweimalhunderttausend Mann) zusammen, um einen
entscheidenden Kampf zu wagen. Von allen Seiten zogen die verbündeten
Heere (im Ganzen dreimalhunderttausend Mann stark) heran. Aber noch
bevor es auf jenen großen Feldern, wo einst Gustav Adolf glorreich gestrit-
ten, zur Schlacht kam, nämlich schon am 8. Oktober, hatte sich der König
Maximilian von Baiern vom Bunde mit Napoleon losgerissen, an Oester-
reich angeschlossen und sein Heer, unter dem General Wrede, mit dem
österreichischen vereinigt. Es ging an den Mainstrom. Dieser Beitritt
Baiernö zur deutschen Nationalsache erschütterte auch die Anhänglichkeit der
andern Fürsten und Truppen des Rheinbundes für den fremden Gebieter.
Am 16. Oktober begann auf den Feldern von Leipzig der Entschei-
dungskampf, welchen man „die Völkerschlacht" genannt hat. Ans dem
linken Flügel gewann Napoleon gegen den Fürsten Schwarzenberg das Ue-
bergewicht und schon verkündigte er freudig seinen Sieg; aber der Marschall
Vorwärts überwand auf dem rechten Flügel, bei Möckern, wo die Preußen
löwenkühn kämpften. Am folgenden Tage schwieg die Schlacht und neue
Hcereshaufen zogen den Verbündeten zu, während Napoleon am 16. bereits
funszigtausend Krieger verloren hatte. Am 18. Oktober entbrannte der
Kampf wieder und furchtbarer als das erste Mal. Da eilten plötzlich mit-
ten in der Schlacht mehrere königlich sächsische Anführer mit ihren Truppen
aus dem französischen Heer und stellten sich in das der Verbündeten. Nun
konnte sich Napoleon trotz seiner Kriegskunst, seines Scharfblicks, seiner
Kühnheit und Ausdauer, trotz des Heldenmuthes seiner Soldaten, gegen
die Uebermacht der begeisterten Deutschen nicht mehr halten. Nach neun
Stunden des erbittertsten Kampfes war endlich das Loos entschieden und
Napoleon besiegt. Die Franzosen wurden am Abend bis dicht an die
Mauern Leipzigs gedrängt und Napoleon entschloß sich zum Rückzug. Wäh-
rend er floh, wurde Leipzig am 19. Oktober von den Siegern erstürmt und
der König von Sachsen, welcher sich darin befand, als Napoleons Bundes-
genosse, gefangen genommen; er mußte sein Land der Verwaltung der Ver-
bündeten überlassen und fortan in Berlin wohnen. Vierzigtausend Leichen
von den Verbündeten, ebenso.viele von den Franzosen deckten das Schlacht-
feld von Leipzig, zahllose Verwundete hauchten im scharfen Frost unter Got-
tes freiem Himmel das Leben aus. Die Flucht des französischen Heeres
war grausenhast; über dem Elsterfluß stand nur eine einzige Brücke und
diese wurde allzufrüh zerstört, während noch große Schaaren von Franzosen
diesseits des Flusses kämpften. Da stürzten sich die Meisten in den Fluß,
um sich durch Schwimmen zu retten, aber viele ertranken, so auch der tapfre
Pole, Fürst Poniatowsky, in den Wassern der Elster; zahllose fielen in die
Hände der Sieger. Durch diese Schlacht bei Leipzig war Napoleons
Macht gebrochen und Deutschlands Befreiung von seiner Oberherrschaft ent-
schieden. Da jauchzte jedes deutsche Herz, das für Nationalehre und Frei-
heit schlug, und dankte Gott, daß er die Hoffnung, auf ihn gestellt, erfüllt