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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 7

1837 - Leipzig : Crayen
Die Einwanderung der Wenden. 7 4. Die Einwanderung der Wenden. Die alten Nachrichten erzählen, daß fast an hundert Jahre hin- gingen, ehe andere Völkerstamme in jene Landstriche einwanderten. Es mochte jedoch ungefähr um die Mitte des sechsten Jahrhunderts nach Christi Geburt sein, als eine große Volksmasse sich den Gegen- den an der Ostsee, Havel, Spree und Elbe näherte. Diese Völker kamen aus dem fernen Asien und hatten bisher die Ufer des Bug und Dniéster bewohnt. Auch in sie war die Wanderungslust gefah- ren, auch sie hatten sich ausgemacht, um eine andere Heimath aufzu- suchen. Als sie jene nordöstlichen Gegenden Deutschland's ganz verlassen fanden, nahmen sie dieselben in Besitz. Das Volk, zu welchem sie gehörten, war der slavische Völker- stamm, so sehr groß, daß er viele Völker Asien's umfaßte und sich in sieben Hauptzweige theilte. Einer dieser Hauptzweige war es, der gewandert kam. Er nannte sich die Wenden. Schon ihre Kör- pergestalt zeigte, daß sie einem fremden Himmelsstriche angehörten. Sie hatten einen starken, gedrungenen, großen Wuchs, lichtbraunes Haar, eine braungelbe Haut, kleine, dunkle, blitzende Augen und ein kurzes Antlitz. Obgleich ihre jetzige winterliche Heimath Thierhaute und Pelze zur Kleidung forderte, so trugen sie doch nach morgcnlan- discher Art lange und weite Gewänder aus leichten wollenen Zeugen und grober Leinwand. Dessenungeachtet erkennen wir aus dem ganzen Zustande dieses Volkes, daß es in mancher Hinsicht gebildeter war, als die Sueven. Zwar sehr kriegs- und jagdlustig, machten die Wenden viele öde Striche Landes in ihren neuen Wohnsitzen urbar, bauten sehr fleißig den Acker, trieben Gartenbau und Viehzucht und beschäftigten sich mit.fischerei und Bienenzucht. Sie ernteten Weizen, Mohn, Hanf und mannich- faltige Gartengewächse ein; selbst edle fruchttragende Obstbaume wur- den angepflanzt und waren bei ihnen nichts Seltenes. Große Heerden von Rindern und Schafen gaben Milch, Käse, Butter und Wolle; die Fischerei in der Ostsee und den übrigen Gewässern lieferte- insbe- sondere Heringe. Und so weit war ihr Kunstfleiß schon gekommen, daß sie diese Fische einsalzten und räucherten. Ja, man erzählt, mit vielen von diesen Produkten hätten sie einen lebhaften Handel nach außen hin getrieben und Leinwand und grobe wollene Tücher sich selbst bereitet. Alle diese Beschäftigungen verdrängen bei einem Volke den Hang zum unstäten Leben und machen es geneigter, sich an feste Wohnsitze zu gewöhnen. Darum begnügten sich die Wenden auch nicht mit leicht zu bauenden, aber auch leicht zu zerstörenden Hütten aus Psahl- werk und Zweigen; nein, sie bauten Häuser, wenn gleich nur aus Holz und Lehm und nicht mit besonderer Kunst, doch so fest, daß sie Schutz und Sicherheit auf lange Jahre in denselben fanden. Und diese Häuser lagen nicht zerstreut umher, so daß dadurch das Volk
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