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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 10

1837 - Leipzig : Crayen
10 I. Abschn. Won d. ältesten Zeiten bis 1415 n. Chr. Geb. Ihre Verehrung aber geschah nicht in heiligen Hainen, sondem jeder Bezirk hatte seine Götzentempel. Der Haupttempel war zu Rhetra, im heutigen Mecklenburgischen, und dem guten Gott Radegaft •— dem Rathgeiste — geweiht. Hier versammelte man sich an den wichtigsten Festen, und aus allen Bezirken des Volks erschienen Abgeordnete; hier holte man bei einem Feldzuge die im Tempel verwahrten Fahnen; hier brachte man der Gottheit ihren Antheil an der Beute im Opfer mehrerer Kriegsgefangenen; hier schloß man Frieden und beging die Friedensfeierlichkeiten. Außerdem wurden Wodan, der in Wal- halla — Himmel — seinen Wohnsitz hatte und dort die erschlagenen Helden belohnte, Triglaw, ein dreiköpfiger Gott, dessen Tempel bei der Stadt Brandenburg stand, Podaga, der Gott der Zeiten, Swan- ke wit, der heilige Racher jedes Unrechts, und Perkuns, der Gott des Donners, von ihnen als gute Götter verehrt. Die bösen Gottheiten bildeten sie ab als schreckliche, Knochenge- rippe, oder als grimmige Löwen, zum Zeichen, daß sie nur Schrecken und Unheil brachten. Die Diener der Götter waren die Priester. Sie wurden für Seher und Gelehrte gehalten, obschon man bei ihnen und dem ganzen Volke weder Bücher noch Buchstabenschrift fand, und sie es höchstens verstanden, das Jahr nach den Neumonden in zwölf Theile zu theilen. Neben diesem Götzendienste müssen wir jedoch zweier Festtage der Wenden gedenken, die so sinnig angeordnet waren, daß sie uns lehren, es zeige sich in jedes Menschen Brust ein Gefühl für die wahre Gottesverehrung selbst mehr, oder minder auch noch dann, wenn Rohheit die Sinne und die Erkenntniß gefangen halt. Diese beiden Festtage waren das Todten- und das Erndlesest. Sobald der Frühling nahete, wo die auflebende Natur den allgemeinen Tod ver- drängt, dann zog jede Dorfschaft mit Fackeln an das Ende ihres Orts zum Verbrennungs-' und Begrabnißplatze ihrer Todten. Hier brachte man unter feierlichen Gesängen Opfer; hier erinnerte sich Jeder noch einmal seiner verstorbenen Geliebten und wünschte ihnen frohe Stun- den in Walhalla. Mit Freuden dachte man an das Ende seiner Tage und an die Wiedervereinigung mit den geliebten Todten. Eine feier- liche Stimmung' durchströmte das Volk, und eben weil sie erhaben war, brachte dieselbe die außerordentliche Verachtung des Todes hervor, welche Grausamkeiten, wie sie vorhin erzählt sind, als Wohlthaten erscheinen ließ. Ein großes Versöhnungsopfer für die Ruhe der Ver- storbenen beschloß das Fest. Der zweite feierliche Tag war das Erntefest. Durch dasselbe wurde der Ackerbau geheiligt. War die Emdte beendigt, so begab sich das frohlockende Volk zum Tempel des Gottes Podaga und brachte dort die schönsten der Früchte und die besten der Thiere dar. Ge- sang, Tanz und Schmausereien beschlossen die Feier des Tages. Und so wie das Todtenfest ernste und wehmüthig frohe Empfindungen im Volke erweckte, so regte das Erntefest des Dankes laute Freude und
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