1837 -
Leipzig
: Crayen
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
12 I. Abschn. Von d. ältesten Zeiten bis 1-115 n. Chr. Geb.
berten und zerstörten die von Karl an der Elbe erbaute Festung Hoch-
buchi, jetzt Hamburg. Das geschah im Jahr 810. Karl war schon
zu alt, um die Feinde kräftig zum Gehorsam zurückzusühren; sie blie-
den ungestraft. Und als die Nachfolger des großen Kaisers kaum
Ruhe und Ordnung im Innern ihres Landes zu erhalten vermochten,
waren die Wenden um so sicherer, daß man sie nicht angreifen würde.
An Bezahlung des gelobten Tributs wurde nicht gedacht; die Götzen-
religion verdrängte die herrliche Christuslehre, und den alten Verfas-
sungen hingegeben, stand das Volk wieder frei da.
6. Die Gründung der Markgrafschaft Nordmark
oder Nordsachsen.
Der glückliche Krieg mit dem Kaiser Karl hatte die Wenden keck
gemacht. Sie gedachten, unter den schwachen deutschen Königen auch
jenseit der Elbe ihre Besitzungen auszudehnen, oder doch wenigstens
die angrenzenden Lander nach und nach auszuplündern. Die Raub-
und Streifzüge in das Gebiet des naheliegenden Sachsen-Landes nah-
men zu, die Plünderungen wurden immer verheerender. Und da das
deutsche Reich unter elenden Königen nicht im Stande war, den Räu-
bern mit Nachdruck zu begegnen, so trieben diese ihr Spiel frank und
frei. Eben so, ja, noch ärger machten es die Ungarn. Beide Völker
waren der Schrecken der deutschen Lande. Dies bange Zagen sollte
aber endlich enden. Der Sachsenherzog Heinrich, mit dem unwürdi-
gen Beinamen der Vogelsteller, — man sollte ihn lieber den Großen
nennen — bestieg im Jahre 919 Deutschlands Kaiserthron. Er
war ein Fürst, der Kraft und Geschick besaß, ein gesunkenes Land zu
heben. Die plündernden Fsinde zu demüthigen, das war sein ernster
Willen. Um aber nicht mit einem Male zu viel zu unternehmen und
dadurch seine Macht zu schwächen, schloß er mit den Ungarn auf neun
Jahre Waffenstillstand. In dieser Zeit, hoffte er, sollten die Wenden
unterworfen und bezwungen werden, und demnächst die Ungarn der
Deutschen schwere Hand empfinden. Und es geschah also.
Im Jahre 927 beginnt der Zug gegen die Wenden. Das deut-
sche Heer setzt über die Elbe; es legt an der Havelmündung eine starke
Schanze an, und man hofft schon, in kurzer Zeit glücklich den Krieg zu
vollenden. Doch nur zu schnell müssen die Deutschen dieser Hoffnung
entsagen. Heinrich vermag nur langsam mit dem Heere vorzudringen;
nach vielen Anstrengungen kommt ec in die Gegend der Stadt Bren-
nabor, jetzt Brandenburg. Hier thürmen sich die Hindernisse. Sümpfe
und Moräste umgeben die Stadt in einem weiten Umfange; der an-
geschwollene Havelstrom vermehrt die Schwierigkeiten. In der Stadt
selbst ist das Wendenvolk unter seinem Krolen Tugumir in großen
Massen versammelt und fest entschlossen, für seine Freiheit Alles zu
wagen. Tugumir trotzt dem Feinde, belacht und verhöhnt seine An-