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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 14

1837 - Leipzig : Crayen
14 I. Abschn. Von d. ältesten Zeiten bis 1415 n. Chr. Geb. Markgrafen ernannt. Nach Siegfrieds Tode wurde Graf Gero, nach- her Graf Diedrich, dann Männer aus den Haufern der Grafen von Walbeck, Ballenstadt und Stade mit der markgräflichen Würde bekleidet. Diese Markgrafen hatten einen schweren Stand gegen die feind- seligen Nachbarn. Kaiser Heinrich, der Vogelsteller, hatte nämlich ganz richtig geurtheilt, daß der Wenden Unterwerfung nur Schein sei. Kaum war er todt, so schien ihnen der Zeitpunkt da zu sein, das verhaßte Joch wieder abwerfen und sich frei machen zu können. Graf Gero, der vom Kaiser Otto I., dem Großen, zum Markgrafen ernannt war, wurde wirklich von ihnen hart gedrängt. In der Noch ergriff Gero gegen die Feinde ein sehr verabfcheuungswürdiges Mittel. Er ladet dreißig wendische Oberhäupter unter dem Schein der Freundschaft zu Gaste. Sie kommen. Aber in der Nacht ließ Gero sie alle ver- ratherischer Weise erschlagen. Dieser Meuchelmord entflammt das Wendenvolk zur Wuth und Rache. Sie stehen in Masse auf, und wer weiß, ob nicht Heinrich's Stiftung rein vernichtet worden wäre, wenn die Wenden treue Anführer gehabt hatten. Doch Gero nimmt wieder seine Zuflucht zur Hinterlist. Er beredet den alten Krolen Tugumir, dessen bei Kaiser Heinrich schon gedacht ist, zum Verrath am eignen Vaterlande. Tugumir laßt in Brennabor seinen Vetter und Thronerben ermorden und überliefert die Stadt selbst dem Gero. Dadurch wird der Feinde Macht gebrochen, das Hevellerland unterworfen, und alle Wenden bis an die Oder gezwungen, einen Tri- but zu zahlen und das Christenthum anzunehmen. Um dieser heil- bringenden Religion mehr und mehr Eingang zu verschaffen und durch ihre schönen Lehren die Wildheit des wendischen Volkes zu bändigen und zu mildern, stiftete Kaiser Otto im Jahr 946 Bisthümec zu Brandenburg und zu Havelberg. Diese Stiftung wirkte nun zwar zur Verbreitung der Lehre Jesu Christi, aber sie vermochte doch nicht, die Rache zu unterdrücken, zu welcher die Wenden durch Gero's dop- pelte Hinterlist entflammt waren. Zwei Brüder, Nakko und Stoig- ueff, standen als Anführer des Volks auf und sielen mit solcher Gewalt über die Deutschen her, daß Kaiser Otto selbst mit einem Heere zu Hülfe kommen mußte, wenn nicht Alles verloren gehen sollte. Und fast wäre er selbst verloren gewesen. Seine Hitze hatte ihn zu weit geführt. Umgeben von Morasten, Flüssen und Feinden, war er den- noch vorgedrungen und konnte plötzlich weder vor- noch rückwärts. Hunger und Krankheit wütheten im Lager. Es war eine große Noch, und kein andres Mittel übrig, ^ als um Frieden zu bitten. Aber der ergrimmte Feind wies alle Vorschläge schimpflich ab. Da mußte ein verzweifelter Angriff entscheiden. Er gelang den Deutschen, die Wenden wurden geschlagen, selbst Stoigneff kam um's Leben. Das Land der Ukrer unterjochte man, machte es zinsbar und zwang seine Bewohner zur Annahme des Christenthums. Solche hartnäckige Kriege waren gewiß nicht geeignet, Freund- schaft und Annäherung unter Siegern und Besiegten hervorzubringen.
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