1837 -
Leipzig
: Crayen
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Markgrafen Otto I., Johann l. und Otto Hi.
Fluren umgeschaffen zu sehen, um jede Spur der langen Kriege zu
verwischen. Es war aber nicht leicht, aus jenen seit Jahren mit
Unkraut bedeckten Feldern fruchtbare Aeckec und grasreiche Weiden zu
bilden; denn außerdem, daß es noch immer in den Marken an Hän-
den zur Arbeit fehlte, so mußte auch dem sandigen Boden Branden-
burg's im Schweiße des Angesichts das abgewonnen werden, was er
den Bewohnern zu des Leibes Nahrung und Nothdurft liefern sollte.
Daher ist es gewiß rühmenswerth, wenn dessen ungeachtet der inner»
Wohlstand des Landes zunahm.
Auch an äußerer Macht und Ehre gewann Otto. Er war treu
ergeben dem mächtigen deutschen Kaiser Friedrich, genannt Barbarossa,
d. h. Rothbart. Zum Lohn für diese Treue und manche Diensis
ertheilte er dem brandenburgischen Fürstenhaufe das Amt eines Erz-
kämmerers des deutschen Reichs. Es gab damals in Deutsch-
land vier große Reichs-Ehrenämter, die den vornehmsten deutschen
Fürsten, den Herzogen, ertheilt wurden, und welche diese bei deir
Krönungen der deutschen Kaiser zu verwalten hatten. Eins derselben
war auch das Erzkämmereramt. Als Erzkammerec hatte der Fürst
bei den Krönungen dem Kaiser das Sceptec vorzutcagen, für den An-
zug und noch einige andere Dinge zu sorgen. Aber der eigentliche
Vorzug dieser Aemter war, daß ihre Besitzer als die ersten und vor-
nehmsten Fürsten im deutschen Reiche angesehen wurden, und von
ihnen eigentlich die Wahl des Kaisers geschah. Hatte Otto von
dieser Würde nur Ehre, so mußte es ihm doch angenehm sein, zu
den ersten Reichsfürsten gezählt zu werden, und wie wichtig in der
Folge diese Sache für unser Vaterland wurde, wird uns unsere Ge-
schichte noch erzählen.
Augenscheinlicher gewann Otto dadurch, daß ihm Kaiser Friedrich
fast zu derselben Zeit die Lehnsherrschaft über Pommern
ertheilte. Das Recht der Lehnsherrschaft bestand darin, daß der Besi-
tzer eines Landes ohne Einwilligung des Lehnsherrn seine Besitzungen
nicht verkaufen, verpfänden, oder doch sonst versplittern durfte, und
daß, falls die Familie des Besitzers ausstarb, das ganze Land erb-
und eigenthümlich an den Lehnsherrn siel.
In den Jahren von 1220 bis 1267 regierten zwei Brüder,
Johann I. und Otto Iii., gemeinschaftlich. Sie lebten in der größ-
ten brüderlichen Eintracht, und durch ihre vereinigten Bemühungen
brachten sie sehr viel Gutes zu Stande. In den ersten Jahren ihrer
Regierung erschreckte der Klang der Waffen das brandenburgische Land.
Der Erzbischof von Magdeburg und der Bischof von Halberstadt tra-
ten als Feinde gegen die beiden Brüder auf. Und es waren dies
zwei mächtige Feinde. Das sollten die Markgrafen mit Schrecken
erfahren. Zuerst verloren sie bei der Stadt Plauen eine große Schlacht.
Sie mußten bis nach Spandau flüchten und ihr Land den bischöfli-
chen Heeren preis geben, die mit Feuer und Schwert in demselben
wütheten. In einer zweiten Schlacht wurde Markgraf Otto sogar
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