1837 -
Leipzig
: Crayen
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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I. Abschn. Von d. ältesten Zeiten bis 1415 n. Chr. Geb.
gefangen, und ein Lösegeld von ungefähr 220,000 Thalern nach un-
serm Gelbe befreite ihn erst aus der Hand des Feindes.
Aber das Unglück schien der Brüder Kraft sogar zu mehren.
Sie boten ihre Unterthanen in Massen auf und zogen ihren Feinden
unerschrocken entgegen. Und nun sollte ihnen das Kriegsglück lächeln.
Sie schlugen sie in zwei großen Schlachten nicht allein zurück, nein,
ganz zum Lande hinaus und nahmen den Bischof von Halberftadt
gefangen. Dieser mußte als Lösegeld die 220,000 Thaler wieder
bezahlen, die man Otto auf eben diese Weise 'abgenommen hatte.
Daraus wurde ein allgemeiner Frieden geschlossen, und man konnte
den brandenburgischen Markgrafen nicht ein Haar krümmen.
Diese Kriege erhielten ihnen das Land, welches ihr Eigenthum
war; der Ruf ihrer Tapferkeit aber, der durch ganz Deutschland er-
scholl und Schaaren fremder Söldner herbeizog, um unter Anführung
der bewunderten Markgrafen sich zu Kriegern zu bilden, setzte sie in
den Stand, auch neue Erwerbungen zu machen. Ja, man bot Otto
Iii. die Kaiserkrone an; er schlug sie aber aus.
Zuerst setzten die beiden Brüder über die Oder und bemächtigten
sich der heutigen Neumark, die damals das Land jenseit der Oder
hieß und deren Bewohner den brandenburgischen Landern durch räu-
berische Einfalle manchen Schaden zugesügt hatten. Sie gehörte den
Polen, die dieselbe an Brandenburg abtraten. Der bisherigen Neu-
mark wurde nun der Namen Mittelmark gegeben. Mit noch
geringerer Mühe bewirkten es die Markgrafen, daß der Herzog von
Stettin für das widerrechtlich in Besitz genommene Land Wolgast,
welches Markgraf Johann mit seiner Gemahlinn erheirathet hatte, die
ganze Ukermark abtreten, und die Lehnsherrschaft über Pommern
anerkennen mußte. Und ungeachtet aller dieser kriegerischen Unruhen
konnten die beiden Regenten die Stadt und das Land Lebus an
sich "-kaufen, und ihre Lander waren in sichtlichem Flor. Aber mit
Recht wurden sie auch von ihren Unterthanen Vater des Vaterlandes
genannt. Sie ließen in der Neumark die Städte Frankfurt an der
Oder, Landsberg an der Warthe, Soldin und Königsberg bauen, da-
mit diese Wildnisse solchen Gegenden ähnlich wurden, die von Men-
schen bewohnt werden. Bisher war dies wirklich nicht der Fall
gewesen. Es wurden Moraste ausgetrocknet, um aus denselben Korn-
felder und blühende Wiesen zu schaffen; Obstbaume gepstanzt, Garten-
und Ackerbau befördert. Den Städten bewilligte man bedeutende
Freiheiten und Gerechtigkeiten, z. B. Zollfreiheit, Jagdgerechtigkeit,
und eine verbesserte Gerichtspflege. Die Handwerker vermehrten sich
und suchten immer bessere Arbeit zu liefern. Sie singen um diese
Zeit schon an, Gesellschaften zu bilden, die daraus sahen, daß die
Meisterschaft des Handwerks, oder Gewerbes immer in der Vervoll-
kommnung fortschritte. Solche Gesellschaften nannte man Zünfte,
Gilden, Innungen. In den größern Städten finden sich selbst schon
die ersten Spuren von Künsten. Da nun durch dies Alles mehr und