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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 31

1837 - Leipzig : Crayen
31 Die bakersche Linie in Brandenburg. Ludwig um Land und Leute zu bringen. Die Feinde des Markgrafen konnten dies wagen, denn sie waren der Unterstützung des neuen Kai- sers Karl Iv. gewiß. Im Pilgergewande, mit bedeutenden geheimnißvollen Winken und Reden, tritt plötzlich hier und da in der Mark ein Mann auf und verbreitet das Gerücht, daß der verstorbene Markgraf Waldemar noch lebe, und daß er denselben auf seiner Wallfahrt zum heiligen Grabe gesehen. Die ehrwürdige Pilgrimsgestalt und das Wunderbare der Erzählungen reizen die Neugier und erregen die Aufmerksamkeit des Volks. Die Kunde geht schnell von Ort zu Ort, Alles ist in freu- diger Bewegung. Der Pilger eilt nach Magdeburg und verlangt den Erzbischof zu sprechen. Man weist ihn ab. Demüthig bittet er um einen Labetrunk, und als man ihm denselben reicht, wirft er in den geleerten Becher einen Ring und geht fort.' Becher und Ring wer- den zum Erzbischöfe gebracht. Dieser erkennt in dem Ringe den Sie- gelring des verstorbenen Markgrafen Waldemar. Man holt den Pil- ger zurück, führt ihn vor, und nun erzählt dieser: „Ich selbst bin Markgraf Waldemar. Zu nahe verwandt mit meiner Gemahlinn, wurde ich wegen dieser Verbindung von steten Gewissensbissen 'gequält und beschloß, durch eine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe meine Sünden abzubüßen. Um. nicht von diesem Entschlüsse abgehalten zu werden, gab ich eine Krankheit vor, ließ darauf meinen Tod verkünden und statt meiner einen andern tobten Menschen feierlich beerdigen. Die List glückte vollkommen und ich suchte Vergebung der Sünden an der heiligen Statte. In Jerusalem, fuhr er fort, habe ich ge- hört, daß den rechtmäßigen Erben meine Lander entzogen sind, daß ein fremdes Haus dort herrscht: da hat es mich getrieben, heimzukeh- ren und sie in den Besitz ihrer Rechte und Lander zu setzen. Ich selbst werde nie die Regierung wieder übernehmen, sondern in dee Stille meine Tage beschließen." Die feierliche Rede, der Siegelring und eine wirklich sehr auf- fallende Aehnlichkeit mit dem verstorbenen Waldemar machten einen außerordentlichen Eindruck auf alle Anwesenden, so daß der Erzbischof und alle Uebrigen ihn für den Markgrafen Waldemar anerkannten. Man drang in ihn, vorläufig wieder seine Regierung anzutreten, um dadurch mit einem Male den jetzigen Regenten zu verdrängen. Er gab nach. Der Pilger legte sein Gewand ab, erschien im fürstlichen Kleide und unter dem Namen Waldemar. So zog er hin nach Brandenburg zu dem Volke, welchem der Namen, den er führte, werth und heilig war. Freigebigkeit bezeichnet jeden seiner Schritte; er erließ dem Volke die Abgaben, hob die Zölle auf, verschenkte Rechte und Freiheiten an Adel und Städte und machte dadurch seinen Na- men im Lande um so beliebter. Das A^enken eines guten Für- sten ist mit unauslöschlichen Zügen in die Herzen seines Volks gegraben. Alle Städte öffneten sich dem vermeintlichen Waldemar. In Prozession zog das Volk dem Widererstandenen ent-
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