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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 37

1837 - Leipzig : Crayen
Die luxemburgische Linie in Brandenburg. 37 machen, in's künftige noch mehr zu erpressen. Hatte er dies Geschäft vollendet, so zog er mit seinem Raube nach Mahren. Was noch zu ver- kaufen und zu verpfänden war, wurde zu Gelde gemacht. Zu Statt- haltern wählte Jobst solche Leute, die zu seinen Endzwecken paßten und für ihn und —- auch für sich Geld zusammen scharren konnten. Eine Regierung hatte das Land nicht; es war sich selbst überlassen. Es haben wohl zu keiner Zeit in einem Staate größere Gesetzlosigkeit und größere Unordnung geherrscht, als damals in Brandenburg. Raub, Plünderung und Mordbrennerei galten für ehrenvolle Gewerbe. Gleich- gültig sah man es an, wenn Reisende beraubt und ermordet an den Landstraßen lagen; gefühllos ging man vorüber, wenn Dörfer, durch Raubgesindel angezündet, in lichten Flammen standen und ein Raub derselben wurden. Das Recht war unter die Füße getreten, die Ge- walt allein und die eigne Faust verschafften Recht. Der Adel war zu Raubgesindel geworden; Nichts war vor ihm sicher. Die Geschlechter der Quitzowe, der Rochowe, Puttlitze und mehrere andere waren die Hauptanführer. Sie hatten eine solche Macht, daß Jobst und seine Statthalter ihnen Nichts anhaben konnten. Ja, Jobst selbst hat den Verdacht auf sich geladen, daß er den Raub mit ihnen getheilt und Geld von ihnen genommen habe. So durften sie ihr heilloses Wesen ungestört treiben. Ihre Macht stieg; die Quitzowe allein hatten 24 Burgen. Viele Städte und Dörfer waren an die adlichen Räuber verkauft und verpfändet, diese also die Herren des Landes. Von der Kühnheit dieser Raubedelleute ein Beispiel. Jobst hatte einst bei sei- ner Anwesenheit in Berlin den Herzog von Mecklenburg zu einem Besu- che und Feste eingeladen. Der Herzog nahm diese Einladung an. Um den Gast wohlbehalten nach Berlin zu führen, sandte Jobst, der seine Edelleute kannte, ein starkes Geleit an die Grenze und glaubte nun, ganz sicher sein zu können. Doch die Quitzowe erfuhren, daß der mecklenburgische Fürst mit großer Pracht in Berlin auftreten und viele Kieinodien bei sich führen werde. Schnett sammeln sie an 400 Ritter und Knechte, lauern dem Zuge auf, überfallen ihn und nehmen den Herzog sammt seinen vornehmsten Dienern gefangen. Alle Kleino- dien werden den Räubern zur Beute. Jobst wurde höchlich ergrimmt, als ec den Unfall seines Gastes erfuhr. Er befahl, den Herzog so- gleich herauszugeben. Aber man achtete seiner Worte gar nicht, brachte den Gefangenen sammt den Dienern nach einer festen Burg des Quitzow und hielt ihn hier zwei Jahr eingesperrt. Endlich fand der Herzog Gelegenheit, aus dem Kerker zu entwischen, und entrann nur dadurch den Händen der mächtigen Räuber. Die Städte mußten, um sich der Plünderungen der Ritter zu erwehren, oft die verzweifeltsten Mittel anwenden. Mehrere schlossen unter sich eigenmächtig Bündnisse, um stark genug gegen die vielfa- chen Anfälle zu sein, welchen das wenige von der frühern Wohlhaben- heit Uebriggebliebene ausgesetzt war.
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