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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 41

1837 - Leipzig : Crayen
Das Churfürstenth. Brandend. bellm Abtreten d. luxemb. Linie. 41 15. Das Churfürstenthum Brandenburg bei'm Abtreten der luxemburgischen Linie. Wenig Land, wenig Einkünfte, viele innere und äußere Kriege und Unruhen, viel Noth und Elend überall, das war der Zustand des Staates, den Friedrich für seine 400,000 Dukaten an sich ge- bracht hatte. Nur die Mittelmark war noch ungetheilt. Von der Altmark hatten Magdeburg und Braunfchweig, von der Priegnitz und Ukermark, Pommern und Mecklenburg beträchtliche Strecken inne. Alle übrigen Landestheile waren ganz verloren. Und wäre in diesem kleinen übriggebliebenen Theile nur Wohlstand gewesen, so hatte sich um so eher die Möglichkeit gezeigt, daß der vor hundert Jahren so mächtige Staat sich recht bald wieder erholen werde; aber welch ein Bild tritt uns hier entgegen! Die Aecker lagen verwüstet und unbe- baut. Man wußte ja am Morgen nicht, ob nicht am Abend schon die Hufe der Rosse Alles zertreten und Räuber Alles foctgeschleppt haben würden. Der Dörfer viele lagen in Aschenhausen, die Städte waren ihres Handels und ihres Wohlstandes beraubt. Unglückliche Men- schen zogen hungrig umher, ohne Obdach, ohne Kleidung, und wurden aus Noch — Räuber. — Der größte Theil des Adels verdiente die- sen Namen nicht, er gehörte zu dem Raubgesindel; der kleine bessere Theil verschloß sich in seine Burgen, aus Furcht, bei nächster Gelegen- heit ausgeplündert zu werden. Der Bürger konnte sein Gewerbe nicht ausüben, und wenn er es auch betrieb, er vermochte wegen der Lähmung des Handels seine Waare nicht abzusetzen. Am meisten seufzte der Landmann. Wehrlos, der Willkür preis gegeben, war er am härtesten gedrückt und daher am unglücklichsten. Auf ihm ruhete fast die ganze Last der Abgaben, und wurde er nun der Mittel seiner Ernährung und seines Erwerbs, nämlich des Viehes und der Ackergeräthe, beraubt, woher dann Brot nehmen in der Wüste? Darum nahmen Trägheit und Stumpfsinn in diesem Stande ganz vor- züglich überhand. Die Landeseinkünfte waren bis auf 30 bis 40,000 Thaler her- abgesunken. Und das war gar nicht anders möglich. Zölle, Forsten, Gerichtsbarkeit und Münzgerechtigkeiten waren theils verkauft, theils verpfändet. Adel und Geistlichkeit hatten völlige Freiheit von den ge- wöhnlichen Abgaben errungen, und die Städte sich bedeutende Gerecht- same und Vortheile zu verschaffen gewußt. Der Landmann war in Noth und Armuth und verließ oft sein ganzes Hab und Gut, weil er sich selbst davon nicht mehr ernähren, geschweige denn noch hohe Abgaben erschwingen konnte. Der Churfücst Friedrich I. bezahlte daher mit 400,000 Dukaten das Land theuer genug. Denn diese Summe trug zue damaligen Zeit an 72,000 Thaler Zinsen, und so mußte Friedrich, wenn er die Landeseinkünfte dagegen rechnete, noch eine große Summe für die Ehre bezahlen, Churfürst von Brandenburg zu heißen.
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