1837 -
Leipzig
: Crayen
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
62 Ii. Abschnitt. Die Churfürsten von Brandenburg rc.
hörte, wollte er den Tod der Heiligen rachen und mit Gewalt die
Preußen zum Christenthum bringen. Ec drang in's Land mit Feuer
und Schwert, zerstörte zu Romowe den Hauptsitz des preußischen Gö-
tzendienstes und zwang die Bewohner zur Bezahlung eines jährlichen
Tributs. Doch diese Abhängigkeit war nicht von langem Bestand.
Die Preußen setzten sich gegen ihre Feinde zur Wehre, und wenn
zwar König Kasimir von Polen abermals über sie eine Schlacht ge-
wann, in welcher 15,000 Preußen getödtet mrd 2000 gefangen wur-
den, so vermochte er es doch nicht so weit zu bringen, daß die
Unterdrückten sich zum Tribute verstanden. Ja, im Gegentheile, es
erhoben sich die Preußen bald wieder, thaten in Verbindung mit den
Pommern Einfälle in das Polenland, erfochten wichtige Siege und
machten große Beute. Nach langem Kampfe gewannen die Polen-
bei Nackel einen großen Sieg, in welchem sie 20,000 Feinde erleg-
ten und das Versprechen von ihnen erzwangen, das Christenthum an-
zunehmen. Doch damit war es den Preußen gar kein Ernst und die
Polen waren zu erschöpft, um nachdrücklich auf die Erfüllung der Zu-
sage zu halten. So blieb es also, fast ganz, wie es gewesen war.
Vierzig Jahre vergingen nun ohne Kampf. Da brach ein an-
derer Polenkönig, Boleslaus der 4te, mit großen Heeren in das Bern-
steinland und verheerte Alles mit schauderhafter Grausamkeit. Der
Zug war so schnell ausgeführt, daß die Preußen sich nicht zur Wehr
vereinigen konnten; darum wurden sie auch leicht stammweise über-
wältigt und zur Annahme des Christenthums gezwungen. Aber die
grausame Act und Weise, mit welcher man die armen Menschen zur
seligmachenden Jesuslehre führte, war nicht geeignet, ihnen das beseli-
gende Wort von der Erlösung lieb und werth zu machen; wo es nur
anging, verjagte man die christlichen Priester, zerstörte die Kirchen und
kehrte zum elenden Götzendienste zurück, der ihnen durch den erlittenen
Zwang um so lieber geworden war. Und als es den Preußen gelang,
die Polen in eine morastige Gegend zu locken und sie fast gänzlich
aufzureiben, da schwebte das Christenthum um so mehr iy Gefahr,
in jenen Gegenden ganz vernichtet zu werden.
So zwischen Ruhe und Kampf, Plünderung und Mord ist es
nicht zu verwundern, wenn die christlichen Geistlichen laute Klagen
erhoben. Ihr Nothgeschrei drang bis nach Rom zum Papste und
dieser meinte, den grausamen Verheerungen werde am ersten ein Ziel
gesetzt, wenn man die kriegerischen Heiden ganz zum Christenthume
bekehre, weniger durch Gewalt, als vielmehr durch Sanftmuth und
Liebe. Es lebte zu der Zeit in dem Kloster Oliva, welches damals
an der Ostseeküste im Pommerland lag, ein Mönch, Namens Christian.
Dieser schien dem Papste am geeigneten, den Preußen das Christen-
thum zu predigen. Christian wurde zum Bischöfe von Preußen er-
nannt und bewies bald, daß die auf ihn gefallene Wahl gut gewesen
sei. Er bekehrte mehrere vornehme Einwohner und erwarb sich durch
seine Güte und Sanftmuth viele Freunde unter dem Volke. Hatte