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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 69

1837 - Leipzig : Crayen
Ss M. 'fwa ■ Die Mitbclehnung Brandenburg's über Preußen. gen an, damit der Bürger fähig sek, den eigenen Herd ztt vertheidigen. Den Handel belebte er durch den großen Schutz, welchen er ihm ge« wahrte, und durch mancherlei Begünstigungen. Ackerbau, Viehzucht, Gewerbe und Künste stiegen zu einer' hohen Stufe. Bei aller dieser Sorge für die Landeswohlfahrt vergaß er es nicht, auf Gottesfurcht und gute Sitten zu halten und selbst durch einen guten Wandel ein nachahmungswürdiges Beispiel zu geben. So nahm Preußen und der Orden an Ansehen, Macht und Wohlstand, fast unglaublich zu. Ums Jahr 1400 waren im Lande 55 Städte, 48 Schlösser, 18,370 Dörfer, 640 Pfarrdörfer und 2000 Freihöfe. Die jährlichen baaren Einkünfte des Ordens betrugen 800,000 Gulden, in den Vocrathshausern lag eine unermeßliche Menge Getreide; der Handel, die Gewerbe, der Ackerbau blüheten, sogar ein guter Wein wurde gebaut. Die Pracht der Ritter war so sehr gestie- gen, daß der Hochmeister ein Gesetz gab, nach welchem ein gewöhnli- cher Ordensritter nicht über 10, ein höherer nicht über 100 Pferde halten sollte. Wer hatte damals wohl gedacht, daß ungefähr 60 Jahr spater der Glanz des Ordens dahin und das Land in namenloses Elend gestürzt sei! Der alte Heldengeist des Ordens wich mehr imd mehr, weil sich die Ritter in Uebermuth dem Stolze, der Bequemlichkeit und der Ueppigkeit Hingaben. Es wurde bei ihnen nicht mehr der Gemeinsinn gefunden, durch welchen sie früher fast Wunder gethan hatten. Zwar siegte das Ordensheer in dem langen Kriege gegen Polen und Lithauen noch recht oft, erlitt aber auch nicht selten große Unfälle. Und so geschah es, daß bald die Polen in Preußen eindrangen, um Verwüstungen und Grausamkeiten auszuüben, bald die Ritter dem Feinde in seinem Lande Gleiches mit Gleichem vergalten^ Es konnte nicht anders sein, als daß der Wohlstand des sonst so blühwm Landes sank. Die Ausgaben vermehrten, die Einnahmen verrinmten sich. Es mußten drückende Abgaben ausgeschrieben werden, die Nahrungsquellen flössen geringer, viele hörten gar auf. Im Lande entstand über dies Alles viel Miß- vergnügen, und da schlechte und eigennützige Menschen das Volk glau- den machten, der Hochmeister Heinrich von Plauen habe einzig und allein an diesen Leiden Schuld, so entstanden zwei Partheien im Or- den, von welchen die eine es mit dem Hochmeister hielt, die andere gegen ihn war. Die Uneinigkeit wurde gar so groß, daß die Gegen- parthei einen zweiten Hochmeister, Michel von Sternberg, wählte. Dies war aber ein großes Uebel für den Ocdensstaat. Er zer- fleischte sich^ nun selbst. Die Polen benutzten diese Lage der Dinge und überwältigten die Ritter überall. Noch und Elend vermehrten sich, und Preußen gerieth mehr und mehr in Verfall. Es sollte aber noch schlimmer werden. Der Hochmeister Michel von Sternberg hatte, um seinen Anhang zu vermehren, den Städten und dem Land- adel eine Theilnahme an der Landesverwaltung gestattet. Diese Art von Landstanden hatte anfangs nicht viel zu bedeuten gehabt; jetzt
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