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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 98

1837 - Leipzig : Crayen
98 11, Abschnitt. Die Churfürsten von Brandenburg rc. ten nun einmal den Polen und Tartaren zum Frühstück gegeben, und der Churfürst selbst in ein Gefangniß gesetzt werden, wo ihn weder Sonne, noch Mond beschiene. Friedrich Wilhelm achtete sehr wenig dieser rohen Ausbrüche; er verabredete ruhig mit den Schweden den Plan zum Kriegszuge. Und so gingen die Verbündeten getrosten Mu- thes dem übermüthigen Feinde entgegen. Bei Warschau kam es im Juli 1656 zur Schlacht. Drei Tage wahrere der Kampf, und der Churfürst hatte hier zum ersten Male Gelegenheit, sein Feldhercntalent auf eine glanzende Weise zu zeigen. Mit großer Umsicht hatte er den Schlachtplan entworfen; mit der größten Tapferkeit führte er seine Brandenburger gegen die feindlichen Batterien. Sie wurden erstürmt. Der tapfere brandenburgische General Sparr schlug den linken Flügel der Feinde in die Flucht, und Brandenburgs Held, Derflinger, that Wunder der Tapferkeit, so daß der schwedische König selbst ein- gestand, der Sieg sei den Brandenburgern zuzuschreiben. Der Namen Derflinger wird in unserer Geschichte so wieder- holt, so ehrenvoll Vorkommen, daß wir etwas Näheres von diesem merkwürdigen Manne wissen müssen, der recht zum Beispiel dienen kann, wie wunderbar die gütige Gotteshand manchen Menschen zu seiner Bestimmung führt. Derflinger war der Sohn blutarmer El- tern, die ihn für das Schneiderhandwcrß bestimmten. Er machte seine Lehrjahre und wanderte als Geselle. Einst setzte er bei Tangermünde über die Elbe, und da er das Fahrgeld von drei Pfenningen den Schiffern nicht bezahlen konnte, ließen ihn diese mit harten Worten an und warfen sein Reisebündelchen in den Strom. Der arme Derf- lingcr war in Verzweiflung. Die Noch trieb ihn, Soldat zu werden. Er wurde sächsischer Reuter, brachte es bald zum Offiziere und focht nachher unter Gustav Adolph, der ihn zum Obersten ernannte. Der große Churfürst zog ihn nach dem westphalischen Frieden in seine Dienste und machte ihn späterhin zum Feldmarschatt, in welcher Eigen- schaft er 1695 im 89. Lebensjahre, von Allen geehrt, gestorben ist. Man denke sich die Wuth des stolzen Polenkönigs nach der Warschauer Schlacht, die eben der Churfürst gewonnen hatte, den er so strafen wollte! Aus Rache ließ er nun,20,000 Tartaren in das Herzogthum Preußen brechen und zahllose Unthaten verüben. Man rechnet, daß an 30,000 Einwohner Leben und Freiheit durch diese Raubhorden verloren. Aber Friedrich Wilhelm ließ sich nicht ein- schüchtern; er hielt fest an Schweden, und dies bewilligte ihm dafür gern den so innigen Wunsch: die Unabhangigkeitserklarung des Herzogthums Preußen. Im Vertrage zu Labiau, Ende 1656, ward dieselbe nebst dem Besitze des Fürstenthums Ermeland feierlich ausgesprochen. Ein großer Gewinn für unfern Staat! — So war denn dem Vaterlande aus den gemachten Kriegsopfern Vortheil erwachsen, dessen sich der Churfürst erst dann recht erfreuen konnte, wenn er zwischen den streitigen Partheien Aussöhnung bewirkt hatte. Seine Unterhandlungen und Anstrengungen aber waren verge-
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