Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 114

1837 - Leipzig : Crayen
H4 Iii. Abschnitt. Die Könige von Preußen. prophetischem Geiste: „Die Könige von Preußen werden dem Kaiser nicht so folgsam sein, als die Churfürsten von Brandenburg." Die Gesandten Friedrich's wendeten Schmeicheleien, Bestechun- gen, Geschenke an, aber Alles prallte ab. Schon verzweifelte man am Gelingen des ganzen Planes, als plötzlich ein Verhaltungsbefehl von Berlin bei der Gesandtschaft zu Wien anlangte. Man brachte denselben zu dem brandenburgischen Sekretair Bartholdi. Dieser las, er solle sich an den Pater Wolf, den Beichtvater des Kaisers, ver- wenden; man sagt jedoch, in dem Befehle habe gestanden, er solle den Pater Wolf vermeiden. Bartholdi that das Erstere, und siehe, Wolf fand sich durch diesen ehrenvollen Auftrag so geschmeichelt, daß er sein Mögliches zu thun versprach. Und der Geistliche hielt treulich Wort. Der Kaiser gab seine Einwilligung zur Annahme der preußi- schen Königswürde. So wurde denn nach mehrjährigen Unterhand- lungen, und nachdem sechs Millionen Thaler allein für Geschenke, Bestechungen und sonstige Unkosten verwendet waren, am 16. November 1700 zu Wien eine förmliche Uebereinkunft, genannt der Kronentraktakt, geschlossen. Friedrich übernahm harte Vecpstichtungcn. Er mußte aus seine Kosten 10,000 Mann Hülfstruppen dem Kaiser im Kriege stellen und durfte seine deutschen Lander nicht der Hoheit des Reichs entziehen. So ungünstig die Jahreszeit war, so wollte doch der glückliche Friedrich die Krönungsfeierlichkeit nicht verschieben. Er trat im tiefen Winter, am 17. December 1700, mit seiner Gemahlinn, der edlen, geistreichen, verchrungswürdigen Sophie Charlotte, seinem Sohne, sei- nen Brüdern und einem großen Hofstaate den beschwerlichen Weg nach Königsberg, der Hauptstadt seines künftigen Königreichs, an. Noch verband damals keine gebaute Straße die Städte Berlin und Königs- berg. Der Weg ging durch Sand und Morast, höchstens auf Knüp- peldämmen hin. Im Winter waren die Wege fast ganz unfahrbar. Aber kein Hinderniß schreckte den Churfürsten von der Reise ab, welche zwölf Tage bei den schlechten Wegen dauerte. Es war ein unabseh- barer Zug. Man hatte denselben in vier Hausen getheilt, und allein der erste dieser Haufen, in welchem sich Friedrich selbst befand, bedurfte zu seiner Fortschaffung 400 Wagen. Ueberall mußten auf den Sta- tionen 30,000 Pferde Vorspann, außer den fürstlichen, bereit stehen. Zu Königsberg wurden unermeßlich prächtige Anstalten zur Krönung ge- macht. Am 15. Januar 1701 nahmen die'feierlichkeiten ihren An- fang. Unter dem Geläute aller Glocken und dem furchtbaren Donner der Kanonen zog ein großer Zug von Hof- und Kriegsbeamten, in Seide und Sammet gekleidet, durch die. Straßen Königsbergs, hielt an fünf Platzen still, und der Vornehmste des Zuges verkündete, daß das bisher unabhängige Herzogthum Preußen zu einem Königreiche er- hoben, und dessen Regent, der allerdurchlauchtigste ^ Fürst und Herr, Friedrich, König in Preußen geworden sei. Die unzählige Volksmenge jubelte und rief unter Pauken- und Trompetenschall: „Lang lebe Fried-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer