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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 131

1837 - Leipzig : Crayen
131 Friedrich 11., genannt der Große. Gefangenen Licht ausgelöscht wurde, denn, sagte er, man hat es mir nicht verboten, Licht zu haben. In Berlin war indeß ein Kriegsgericht versammelt, denn der König wollte das Todesurtheil über seinen Sohn sprechen lassen. Man bat, man flehte; das Land, die Fürsten legten Fürbitten für den Kronprinzen ein. Der deutsche Kaiser sagte sogar, der König habe als Reichsfürst nicht das Recht, den Thronerben vor ein Kriegs- gericht zu stellen.. Das brachte Friedrich Wilhelm in Zorn. „Will man mir hier in Berlin Gesetze geben," ries er, „so gehe ich mit meinem Sohne nach Königsberg. Dort hange ich nur von Gott ab!" — Aber muthig antwortete ein ehrwürdiger Geistlicher: „Wohl wahr, aber diesem Gott müssen Sie dereinst am jüngsten Gerichte von dem Blute Ihres Sohnes schwere Rechenschaft ablegen." — Der Monarch erschrak und sprach nie wieder von dem Todesurtheile. Nach und nach legten sich des Vaters Zorn und des Sohnes Widerspenstigkeit. Der Kronprinz demüthigte sich, und der König begnadigte ihn. Doch mußte Friedrich kn Küstrin bleiben und dort an der Kammer als Rath arbeiten. . Das that er denn auch sehr fleißig. Der Vater sah ihm aber sehr scharf nach. Als einst unter einem Haufen Papiere drei Berichte waren, von welchen der Prinz nur einen geschrieben, die andern unterschrieben hatte, bemerkte der König an den Rand: „Fritz soll nicht bloß unterzeichnen, er soll selbst arbeiten." — Fast zwei Jahre wahrte diese Pcüfungszeit, da ließ der König einst an einem großen Feste' heimlich den Thronerben von Kü- strin kommen. Plötzlich führte er ihn der Mutter mit den Worten zu: „Da ist der Fritz wieder!" Die Freude war allgemein, in Ber- lin, im ganzen Lande. Alle Zwietracht zwischen Vater und Sohn hatte nun ein Ende. Der 31. Mai 1740, der Todestag Friedrich Wilhelm's, rief den vielgeprüften Prinzen auf den Thron. Das ganze Land sah er- wartungsvoll auf seinen jungen König. Denn Viele glaubten, er werde als Soldatenfeind das Heer abdanken, den Ernst des vorigen Regiments fahren lassen, Ueppigkeit und Weichlichkeit einführen und im Schlafrocke und in Pantoffeln hinter den Büchern sitzen, unbe- kümmert um das Land und dessen Wohl. Man hatte sich aber sehr geirrt. Zwar verschwand das Riesenregiment, doch acht neue Regi- menter und eine Garde zu Pferde und zu Fuß vermehrten das Heer. Schwelgereien und Weichlichkeiten waren von dem neuen Regenten verbannt, und bei ihm, der als Kronprinz gern im Schlafcock und Pantoffeln gesessen, fand man als König dergleichen nie. Als die lustigen Gesellschafter seiner Jugend meinten, jetzt beginne ihr Regi- ment, und sie würden die Rathgeber des jungen Fürsten werden, sprach ec sehr ernst: „Die Possen haben ein Ende." Die alten er- fahrnen und treuen Rache des Vaters behielten ihre Stellen; ja, Friedrich -bat sie sogar, in ihren Bemühungen für das Beste des Va- ' 9*
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