1837 -
Leipzig
: Crayen
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
138 111. Abschnitt. Die Könige von Preußen.
welch einen Anschlag die Feinde gegen ihn geschmiedet. Oestrejcher
und Sachsen wollten sich in der Lausitz vereinigen, vom Rheine her
den General Grün mit 10,000 Mann an sich ziehen, so mit furcht-
barer Heeresmacht gerades Weges mitten im Winter auf Berlin los-
gehen und den König in seiner Hauptstadt zum schimpflichen Frieden
zwingen. Friedrich erschrak anfangs, denn schon waren die Feinde in
der Lausitz vereinigt, und der General Grün im vollen Marsche gegen
unser Vaterland. Doch wie ein Sturmwind erhob sich der Held, be-
fahl dem alten Fürsten von Dessau, mir seinem bei Halle an der Saale
versammelten Heere in Sachsen einzufallen, und er selbst eilte nach
Schlesien, um dem Feinde den Vorsprung abzugewinnen. In aller
Stille marschirten die Preußen Tag und Nacht und waren am 23. No-
vember schon in der Gegend von Görlitz. Sie trafen bei Henners-
dorf zuerst auf Feinde. Es waren vier sächsische Regimenter, die in
aller Ruhe hier standen und die Preußen tief in Schlesien glaubten.
Der General Ziethen griff sie wüthend an, sie stoben auseinander, wie
Spreu vor dem Winde. Furcht und Schrecken kamen über die Feinde,
und der General Grün, der schon hart an den brandenburgischen Gren-
zen war, kehrte eilig wieder um.
Am 15. Deccmber rückte Friedrich in die sächsische Stadt Meißen
an der Elbe ein. Kaum angckommen, erhielt er ein Schreiben, in
welchem ihm gemeldet ward, daß der Chursürst von Sachsen gern den
Frieden annehmen wolle. Aber noch war der König mit dem Lesen
des Briefes beschäftigt, da entstand plötzlich draußen das Geschrei, der
ganze Himmel in der Gegend von Dresden sei vom Feuer geröthet,
und man höre deutlich das Krachen einer fernen Kanonade. Schnell
mußte das Heer in die Waffen treten, ängstlich ritt der Monarch auf
der Straße hin und her. Da sprengte gegen Abend ein preußischer
Offizier heran und brachte die Nachricht: „Der Fürst von Dessau hat
bei Kesselsdorf das feindliche Heer völlig geschlagen, 5000 Gefan-
gene gemacht und 48 Kanonen erobert." Man denke sich die Freude
des beängstigten. Königs! Mit Thranen in den Augen umhalsete er
am folgenden Tage den alten Dessauer, und beide hielten ihren Ein-
zug in Sachsens Hauptstadt. Nun war der kecke Muth der Feinde
gebrochen. Schon am 25. December wurde der Dresdener Frie-
den geschlossen. Friedrich behielt sein im schweren Kampfe errungenes
Schlesien, und mehr verlangte er nicht, denn er war kein wilder Er-
oberer. Sachsen zahlte eine Million Thaler Kriegskosten.
Aeußerst heiter kehrte der König in seine Staaten zurück, welche
außer Schlesien noch durch das im Jahre 1743 ererbte Fürstenthum
Ostfriesland vermehrt waren. Am 28. December traf er unter
dem Jubelgeschrei seiner Unterthanen in Berlin ein. Man überließ
sich ganz der Freude und erleuchtete prachtvoll die Residenz. Als
Friedrich am Abend durch die Straßen der schön erleuchteten Stadt
fuhr, ergötzte er sich über alle Maßen an dem Einfalle eines Berliner
Bürgers. Dieser hatte an seinem Hause ein erleuchtetes Schild an-