1837 -
Leipzig
: Crayen
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
140 111. Abschnitt. Z)le Könige von Preußen.
losbrechen. Dazu hatte man vorläufig das Jahr 1757 bestimmt. Aber
dem König waren ihre Unterhandlungen nicht unbekannt. Zwei Men-
schen, Wenzel, ein Geheimschreiber in Dresden, und Weingarten, ein
Beamter beider östreichischen Gesandtschaft in Berlin, hatten bereits
Alles schriftlich und mündlich verrathen. Friedrich besaß die Abschrif-
ten von den Verhandlungen gegen ihn und übersah genau das ganze
heimtückische Treiben seiner Feinde. Er verlor die Besinnung nicht,
und sein Entschluß war bald gefaßt. Den Feinden zuvor zu kommen
und sie einzeln niederzuschmettern, ehe sie cs ahneten, das war sein
Plan. Zuerst sollte es den Sachsen gelten. Schnell ergingen in der
Mitte des Jahres 1756 ganz still Befehle an die Regimenter; eben
so schnell und still brachen diese aus. Vorher hatte Friedrich schon
ein Bündniß mit England geschlossen, und von den deutschen Fürsten
hingen ihm Braunschweig, Hessenkassel und Gotha an. Die größte Hülfe
mußte aber der schwer bedrohete Monarch in sich suchen, und er fand sie.
Wie Meereswogen walzten sich im September 1756 die preu-
ßischen Kriegerschaaren in drei Haufen über das Sachsenland her,
wahrend der Feldmarschall Schwerin mit großer Hceresmacht gegen
Böhmen anrückte. In Sachsen verursachte dieser Ueberfall einen
furchtbaren Schrecken. Die sächsischen Soldaten eilten in das Lager
bei Pirna, die Preußen ihnen nach und schlossen sie fest ein. Ganz
Sachsen mit der Hauptstadt Dresden siel in wenigen Tagen dem Kö-
nige in die Hände. Kaum konnte sich der sächsische Churfürst retten,
seine Gemahlinn und seine Kinder waren in der Residenz geblieben.
Friedrich erwies ihnen alle erdenkliche Höflichkeit und hoffte, den Chur-
fürsten vom Bunde abzuziehen. Doch dieser war so entrüstet, daß er
Nichts davon wissen wollte. Nun ordnete der König eine Verwaltung
für das Land an, hob Kriegssteuecn und Soldaten aus demselben und
behandelte es feindlich.
Alle Feinde Friedrichs schrien über den Friedensbruch, wie sie
es nannten, und wußten nicht abscheulich genug des Königs Hand-
lungen darzustellen. Der Kaiser zu Wien gebot ihm in einem
Schreiben, „von seiner unerhörten, höchst frevelhaften und sträflichen
Empörung abzulassen, dem Churfürsten von Sachsen alle Kosten zu
erstatten und still und ruhig nach Hause zu gehen." Friedrich ließ
sich aber nicht stören, bemächtigte sich in Dresden der Papiere, in
welchen der Vernichtungsplan gegen ihn enthalten war, und ließ dies
Alles durch seinen Minister bekannt machen, um der ganzen Welt
öffentlich zu zeigen, wer der Veranlasser des blutigen Kriegsspieles sei.
Dabei fuhr er fort, die Sachsen im Lager bei Pirna hart zu dran-
gen, die denn auch bald in die furchtbarste Noch geriethen und sehn-
lichst warteten, daß die Oestreicher von Böhmen aus ihnen zu Hülfe
kommen möchten. Sie kamen, denn Maria Theresia hatte, zur höch-
sten Wuth entflammt, ihrem Feldmarschall Brown geboten, mit 70,000
Mann hinzueilen und die Sachsen zu erlösen. Friedrich ließ nun
einen Theil seiner Truppm zur Einschließung des Pirnaer Lagers