1837 -
Leipzig
: Crayen
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Der siebenjährige Krieg. Das Jahr 1760.
fromme Ziethen, „„Sie müssen nicht an der Hülfe Gottes zweifeln.
Er hat uns so oft beigestanden, er wird es auch heute thun. Ihre
Soldaten sind voll Muth, also nur auf Gott vertraut."" — Diese
Worte stärkten den König sichtlich, die Befehle zur Schlacht wurden
gegeben, und der Kampf begann.
Das preußische Heer war in zwei Haufen getheilt. Den einen
führte der König selbst, mit dem andern sollte Ziethen den verschanzten
Feind umgehen und ihm in den Rücken fallen. An der Spitze von
5500 tapfern Grenadieren rückte Friedrich gegen Daun's Schanzen,
die mit zweihundert Kanonen bespickt waren. Ein gräßliches Krachen
empfing die Braven, der Donner des Geschützes war so stark, daß
viele auf der Stelle taub wurden. Friedrich selbst sagte zu seinen
Begleitern: „Welch eine entsetzliche Kanonade!" — Ihre Wirkung
war fürchterlich. In wenigen Minuten lagen die Grenadiere fast alle
todt niedergeschmettert. Es rückten frische Regimenter ein, die Kaval-
lerie versuchte einzubrechen, Alles vergebens. Es war den feuersprü-
henden Schlünden nicht beizukommen. Mit großer Kaltblütigkeit
ordnete Friedrich immer seine Schaaren aufs neue, freundlich ermu-
thigend sprach er zu ixen Soldaten: „ Wartet nur noch ein wenig,
sie werden dort oben bald ausgetobt haben, dann wollen wir anfan-
gen!" — aber auch die größte Tapferkeit der Preußen konnte Nichts
ausrichten. Es wurde schon dunkel, und unbeweglich standen noch
die Feinde. Dem Könige selbst hatte eine Kugel die Haut auf der
Brust hart geritzt. Die Verwirrung wurde immer größer. Schon
zweifelte Friedrich am Gelingen, und Daun jubelte über den Sieg,
als bald die Sache eine andere Wendung nahm.
Ziethen hatte vieler Hindernisse wegen nicht vor Abend an seinen
Platz kommen können. Endlich erreichte er das Ziel, und nun rückte
er im Sturmschritt gegen die Höhen. Im ersten Anrennen eroberte
ec eine Batterie, seine Soldaten zogen mit den Händen ihre Kanonen
auf die feindlichen Hügel, unter Trommelschlag und Kanonendonner
ging es gegen den Feind. Dieser erschrak heftig und wendete Alles
an, die Preußen aus den Schanzen zu vertreiben. Vergebliche Mühe.
Ziethen drang unaufhaltsam vor, die Oestreicher wichen, ihr General
Daun wurde schwer verwundet vom'schlachtfelds getragen — der
Sieg war errungen.
Friedrich, der von diesem Allen Nichts wußte, war indeß vom
Schlachtfelde nach dem nahen Dorfe Elsnig geritten, und da alle
Hauser mit Verwundeten angefüllt waren, in die Kirche gegangen.
Hier setzte er sich auf die untersten Stufen vor dem Altäre und schrieb
bei einer Lampe Befehle zum Angriffe auf den folgenden Tag. Kaum
tagte es, so setzte ec sich zu Pferde und ritt zum Dorfe hinaus. Da
sah er Reiter auf sich zukommen. Es war Ziethen, der im Tone
eines berichterstattenden Offiziers zum Könige sagte: „Der Feind ist
geschlagen, er zieht sich zurück!" Nun stürzten beide von den Pferden,
Friedrich lag in Ziethen's Armen, und dieser weinte laut. Dann