Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 208

1837 - Leipzig : Crayen
203 Iii. Abschnitt. Die Könige von Preußen. erfüllen! Vorwärts! Wir gehen über den Niemen." — Dem Uner- sättlichen hätten nber die Wahrzeichen sagen sollen, daß es bald vom Himmel ihm vorgeschrieben werde: „Bis hierher, und nicht weiter." Denn als ec am Abend des Uebergangs längs des Niemenflusses auf und abritt, um eine bequeme Furth zu suchen, stürzte sein Pferd un- ter ihm nieder und warf ihn in den Sand. Und als atn folgenden Tage die Armee den Fluß überschritt, entstand ein so grausendes Ge- witter, als ob jetzt schon die erzürnte Natur die siegstrunkenen Schaa- ren verschlingen wollte. Napoleon achtete aber nicht auf den Finger Gottes, in seinem Wahne stellte der Ohnmächtige sich dem Allmäch- tigen gleich. Es mußten schwere Schicksalsschläge den Stolzen em- pfinden lassen, wie gar Nichts der Mensch gegen den König der Könige ist, und ihn erst von seiner Höhe herunter schmettern, ehe er zur Besinnung kam. Er mußte sein Schicksal erfüllen, zum warnen- den Beispiel jedem wilden Eroberer, der Menschenrechte und Menschen- wohl mit Füßen tritt. — In ganz anderm Sinne aber gedachte er Rußland's Schicksal anzuordnen. Was aus diesem Reiche geworden wäre, das hat er in seiner Brust verschlossen gehalten, aber es war gewiß nichts Gutes. Der Schlag fiel jedoch aus ihn selbst zurück. - Denn als er vorgedrungen war bis zur großen Hauptstadt Moskau, ja diese Stadt selbst in Besitz genommen hatte, da sollte der Wende- punkt seines Glücks eintreten. Der Allmächtige des Himmels wollte zeigen, wessen dieser Ecdenmensch sei, der sich der Allmacht vermaß. Nach Moskau! Nach Moskau! — das war bisher das Losungs- wort der Franzosen gewesen, denn Napoleon hatte ihnen verheißen, dort würden sie nach dem beschwerlichen Kriegszuge und grausenvollen Schlachtgetümmel Ruhe und Erquickung erlangen. Der Eroberer gedachte, in dieser alten Hauptstadt mit seinen Schaaren den Winter über zu ruhen und sich gütlich zu thun, im folgenden Jahre aber wieder aufzubrechen, um Petersburg und das russische Reich sich völlig zu unterwerfen. Als er die glänzende Stadt von einem Hügel herab zu seinen Füßen liegen sah, dg rief er froh: „Da ist sie denn end- lich, diese hochberühmte Stadt, aber," setzte er hinzu, „es war auch hohe Zeit." Und seine Krieger jubelten um ihn herum: Moskau! Moskau! — als wenn nun alle Leiden überstanden wären. Aber Todtenstille herrschte in dem Hausermeere der alten Hauptstadt, erstor- den lag sie da. Dumpf und in sich gekehrt, zogen die Franzosen durch die langen Straßen, nur Greise, nur verdächtiges Gesindel ließ sich sehen. Napoleon nahm seinen Sitz in der Burg der alten Zare. Bald darauf stieg hier eine Feuersäule auf, und dort eine, und auf einer andern Seite wieder eine. Man achtete dieser Feuerzeichen nicht, aber immer wurden ihrer mehrere, und immer größer das Flammen- meer, und mehr und mehr erstickender der dicke, dunkele Rauch. Ein heftiger Wind schürte das Feuer noch mehr an, die Flammen walzten sich von Haus zu Haus. Napoleon schlief; endlich erweckte ihn die Helle. Erschrocken sprang er auf, und mit Grauen rief er: „Entsetz-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer