1837 -
Leipzig
: Crayen
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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111. Abschnitt. Die Könige von Preußen.
er nun, sich langsam zurückzuziehen. In der besten Ordnung geschieht
es, die Franzosen wagen nicht einmal zu verfolgen. Nur 15 Kanonen,
die sich bei'm Abzüge in Hohlwegen verfahren haben, fallen in des
Feindes Hand, und eine halbe Stunde vom Schlachtselde stellt der
Feldherr die preußische Armee wieder auf. 15,000 Mann an Tobten
und Verwundeten hat sie zwar verloren, aber ungebrochen ist ihr und
ihres Führers Muth.
Mit Anbruch des folgenden Tages zog sich Blücher nach Wawce
zurück, und noch an demselben Abend vereinigte er alle Heerhaufen.
Schweigend und in Nachdenken versunken, ging er hier in einem Gärt-
chen auf und ab, als ein Adjutant zu ihm eintrat und feine Freude
äußerte, den verehrten Fürsten so wohl zu sehen. „Wohl?" rief Blü-
cher heftig, „wie kann mir wohl sein, da ich so viele brave Kameraden
verloren habe! — Aber ich habe es dem Könige geschrieben, wir wollen
es wieder gut machen; das habe ich dem Könige geschrieben!" — Na-
poleon hielt die Preußen für zerschmettert und gab seinem Marfchall
Grouchy den Befehl zur Verfolgung, mit den stolzen Worten: „Stürze
er die Preußen in den Rhein!"
Die Schlacht bei Schönbund oder Belle Allianye,
den 18. Juni. Dieser Wahn sollte ihn jedoch um Thron und Frei-
heit bringen. Denn Blücher dachte nicht einmal an einen fernern
Rückzug, sondern ließ dem Wellington sagen, daß er nur wünsche,
einige Zeit zu gewinnen, damit er seine Truppen mit Patronen und
Lebensmitteln versehe, — dann seien er und sein Heer zum Kampfe
wieder bereit. Als der englische Feldherr in der siebenten Morgen-
stunde erfuhr, daß die Preußen bei Wawre sich gelagert hatten, zog er
sein Heer auch etwas zurück und stellte es bei Waterloo auf. Vor
sich hatte er mehrere Meiereien, Gehöfte und Anhöhen stark besetzen
lassen, hinter sich hatte er zum Schutze den großen Soigner Wald.
So wollte er ruhig den kampfbegierigen Napoleon erwarten, wenn
die Preußen ihn mit 2 Heerhaufen unterstützen würden, schrieb er an
Blücher, und der alte Held antwortete rasch: „Morgen will ich mit
meinem ganzen Heere kommen und tüchtig helfen, wenn ihr angegriffen
werdet. Und thut dies der Feind nicht, so wollen wir beide vereinigt
ihm übermorgen auf den Hals fallen." — Nach solcher Zusage be-
schloß Wellington den Kampf.
Mit 90,000 Mann und drüben rückte Napoleon von der Meierei
la Belle Allianye aus am 18. Juni den Engländern entgegen. Nichts
fürchtete er mehr, als daß ihm die Feinde entwischen möchten. Denn
er zweifelte nicht im geringsten, daß die ganze englische Armee seine
Beute werden müsse, da Grouchy schon die Preußen zurückjagen werde.
Als er deshalb am Morgen früh die feindliche Linie gewahrte, rief er
froh: „So finde ich sie denn endlich, diese Engländer!" Die Anstal-
ten zur Schlacht begannen. Der Regen stürzte furchtbar vom Him-
mel, und erst um 10 Uhr fing die Blutarbeit an. Haufen auf
Haufen schickte Napoleon gegen die Meiereien und Anhöhen, aber