1864 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Schaumann, Adolph Friedrich Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Höhere vaterländische Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Hannover, Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Damals war der große Innocenz Hi. Pabst in Nom. Er
übersah das Gefährliche einer solchen, seinen kleinen Kirchenstaat
einengenden Nachbarschaft vollkommen. Konnte er nun die Wahl
eines neuen Kaisers ans einem dein päbstlichen Stahle weniger
feindlichen Geschlecht bewirken, so mußten für ihn sich eine Menge
bestehender Nachtheile in Vortheile verwandeln.
Richard Löwenherz hätte demnach kaum nöthig gehabt, sich
noch speciell brieflich an Innocenz Iii. zu wenden, nm ibii für
feine Vermittlung bei Uebertragung der Kaiserkroiie auf das wel-
stsche Hails geiieigt zu machen. Der Pabst war sogleich bereit;
zwar dachte er zunächst an den Pfalzgrafen Heinrich, als Hein-
rich des Löweii ältesten Sohn; allein dieser war auswärts auf
einem Kreuzzuge. Die Sache selbst aber litt feinen Verzug, und
so ward der Kirche in Deiitschlaiid alsbald anempfohlen, die
Wahl Otto's zum deutschen Kaiser allenthalben zu befördern. Ein
großer Theil der Geistlichkeit gehorchte; der Erzbischof von Cöllii ging
im Mai 1198 mit seiner Stimme einer Menge anderer Prälaten
des nordwestlichen Deutschlands voran, und wenn auch nicht in
Uebereinstimmung mit allen deutschen Fürsten, die meistens noch
gar nicht in eigentlicher Reichs-Wahl-Versammlung um ihre Stimme
befragt waren, so hörte man doch, daß der Erzbischof von Aachen
am 12. Juli 1198 in seinem Dome Otto Iv. zum Kaiser aus-
gerusen und gekrönt habe.
Sein Bruder, Pfalzgraf Heinrich, kehrte aus Kunde des Ge-
schehenen sogleich 1198 aus dem gelobten Lande zurück. Die
beiden Brüder hätten aus der Geschichte des deutschen Vaterlandes
freilich längst die Lehre ziehen können, daß die Würde von dessen
Kaiser sehr ausnahmsweise Wenigen zum Heil, und kauni Einem
zum Vortheil gereicht habe; daß sie dagegen schon oft Einzelnen
und ganzen Familien Grund des Verderbens und Untergangs ge-
wesen sei; aber wiederum übte der geheimnißvolle, ja dämonische
Glanz derselben von Neuem seinen ganzen Zauber aus, daß
die Brüder beschlossen, Alles anfzubieten, das Angetragene zu
ergreifen. Aberdas Erste, was man erfahren mußte, war, daß ohne bit-
tere Opfer nichts geschehen könne. Die Geistlichkeit wollte sich ihre
Stimme bei der geschehenen einseitigen Wahl und ihre fernere Unter-
stützung nur gegen reelle Vortbeile abkanfen lassen. Der Erzbischof
von Cölln erhielt das unbestrittene Herzogamt über Westphalen, auf
welches die Welfen für ewige Zeiten verzichten mußten; dem Erzbischof