1864 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Schaumann, Adolph Friedrich Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Höhere vaterländische Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Hannover, Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Die alte Uneinigkeit der deutschen Stämme, welche schon van
den ersten Anfängen derselben bis auf unsere Tage unsägliches
Unglück über sie gebracht hat, drohte auch ans diesem Friedens-
kongreß verderblich zu werden. Rußland, das sich mit ganz Polen,
und Preußen, das sich mit ganz Sachsen bereichern wollte, hielten
fest zusammen, und der König von Sachsen und seine Gesandten
wurden, von preußischem Degen abgehalten, gar nicht zu den Verhand-
lungen des Kongresses zugelassen; im Gegentheil, Alexander legte das
Schicksal des Landes in die Hände der Vorsehung! Oesterreich
erklärte sich gegen die Ueberlassung des ganzen Königreichs Sach-
sen, und diesem stimmte Tallevrand für Frankreich bei. Dagegen
übergab dann Rußland am 8. November 1814 die Verwaltung
Sachsens gleichsam wie zum Trutz an Preußen. Das steigerte die
Spannung allenthalben. Schon war ein ordentlicher Waffenbund
zwischen Oesterreich, England und Frankreich gegen Preußen und
Rußland geschlossen, — das waren die eben noch gegen Napoleon
so einigen Mächte. Diese Drohung brachte jedoch Alexander in
Angst. Er überließ etwas von Polen an Preußen und dies war
dagegen mit Zweifünftel vom alten Sachsen zufrieden. Am 8. Februar
1815 war diese Entscheidung erfolgt.
Auch hatte zu derselben Zeit Schmidt-Phiseldeck eine von 29
Gesandten kleinerer Mächte unterschriebene Denkschrift eingereicht,
wo er innerhalb Deutschlands allenthalben ans gleiche ständische Ver-
fassung im Innern der einzelnen Staaten und auf eine allgemeine
überwachende Gewalt derselben anträgt. Münster unterstützte sie in
seinem Sinne; aber von den großen Mächten Oesterreich und Preußen
wollte Keiner ein solches beantragtes lästiges Kaiserthum annehmen,
und die eben erst von Napoleon geschaffenen Monarchen von Baiern,
Würtemberg und Baden wollten dazu von Beschränkung ihrer
landesherrlichen Oberhauptsrechte nichts wissen. Alles zerschlug sich,
bei Nichts konnte man znm Abschluß kommen. Da erscholl am
7. März die Nachricht, Napoleon sei von Elba aus in Frankreich
gelandet, um dies wieder in Besitz zu nehmen. Dem war also,
und er hatte schon den Kongreß für aufgelöst erklärt. Dies war
ein Glück für diese», denn nunmehr zwang die Noth ab, was die
Ueberlegung nicht zngestanden. Die vier Großmächte erneuerten
am 25. März den zu Chaumont am l. März 1614 geschlossenen
Bund, dem sämmtliche übrige Mächte beitraten, und am 9. Jnnius
1815 wart die Schlußakte über den deutschen Bundesstaat oder