Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 390

1864 - Hannover : Hahn
390 ter von 71 Jahren Alleinherrscher der braunschweig-wolfenbütteler Lande, ein Mann, der jedenfalls zu den geistreichsten und interes- - santesten Fürsten seiner Zeit gerechnet werden muß. Nachdem er sich bis 1654 auf der Hochschule zu Helmstedt eifrig den Studien hingegeben, unternahm er die herkömmlichen Reisen an fremde Höfe, die sich bei ihm auf Hollaud, Frankreich und Italien erstreck- ten. Durch den Tod seines Vaters, August des Jüngern, fielen ihm die Aemter Scheningen, Jerxheim, Voigtsdalum und Cal- vörde zu, und deren Einkünfte reichten völlig hin, um neben einer fürstlichen Hofhaltung zu Wolfenbüttel auch für Kunst und Wissen- schaft namhafte Opfer zu bringen. So wandte er viel für die Vermehrung der wolsenbütteler Bibliothek auf, ließ zu Salzdalum ein Lustschloß im Versailler Style aufführen und legte eine be- deutende Sammlung von Kunstsachen an. Auch als Dichter und Schriftsteller zeichnete er sich aus. Von seinen Werken sind vor- züglich zu nennen: „Mesopotamische Schäferei oder die durchlauch- tige Syrerin Aramena", „die römische Octavia", ein Werk, das im Gewände von im zweiten Jahrhundert der römischen Kaiserge- schichte spielenden Erzählungen größtentheils Ereignisse an den der- zeitigen Höfen schildert. Das wichtigste Ereigniß, das in Anton Ulrich's knrze Re- gierungszeit fällt, ist die 1706 erfolgte Einigung mit der jünger» Linie der Welfen. Nach den Bestimmungen des dieserhalb abge- schlossenen Necesses gab Anton Ulrich seine Ansprüche an Lauen- burg auf und erkannte Hannovers Kurwürde an, wogegen der Kurfürst Georg Ludwig das Amt Campen nebst drei Dörfern des Amts Gifhorn der altern Linie abtrat, sich auch zu einer Zahlung von 20,000 Thalern bereit erklärte. Kurz darauf fand ein Ereiguiß statt, das dem Ehrgeize des greifen Anton Ulrich ungemein schmeichelte, nämlich die Vermäh- luug seiner Enkelinmtisabeth Christine, der Tochter seines Sohnes Ludwig Rudolf, mit dem Erzherzoge Karl von Oesterreich, dem späteren Kaiser Karl Vi. Daß die junge Priuzesstu deshalb zur katholischen Religion übertreten mußte, verursachte Anton Ulrich keinen großen Skrupel. Desto größer war der Schrecken im Lande über dieses Ereigniß, der noch mehr stieg, als Anton Ulrich selbst einige Jahre später dem Glauben seiner Väter entsagte und zur katholischen Kirche übertrat, weiniger der Ueberzeugung seines Ge- wissens, als der Hoffnung wegen, sich bei dem Kaiserhofe in Wien.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer