1864 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: Nagel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Vii. Zeitraum. Das deutsche Reich unter Lothar Iii rc. 103
mangelhaft. Erst die Einführung des römischen Rechtes half einem tief-
gefühlten Bedürfnisse in der Rechtspflege ab und führte den Untergang
der Vehmgerichte herbei.
Characterbilder
1. Kaiser Friedrich Ii.
Bald nach Barbarossas Tode wurde Innocenz Iii. zum Papst ge-
wählt, ein gestrenger, fester und ernster Charakter, obwohl er erst 37 Jahr-
alt war. Er ist einer der größten Päpste gewesen; durch ihu erreichte
das Papstthum seinen Höhepunkt. Großes hat dieser in einer Zeit aus-
zuführen vermocht, wo es in der ganzen Christenheit noch kein Bolk gab,
das ein geordnetes Staatswesen hatte, wo es selbst der obersten Gewalt
oft an Macht fehlte, ihren Willen überall gleichmäßig dnrchzusetzen.
Nicht selten drang in jener Zeit der Fehden das Geschrei der Völker
vergebens zu dem Throne der Herrscher; nicht selten suchten sie daher
Hülfe bei dem Papste, der nach damaligen Rechten eine solche Macht
hatte, daß er selbst Fürsten ihrer Rechte verlustig erklären und Unter-
thanen vom Eide der Treue entbinden konnte. Was für einen gewal-
tigen Einfluß er auf die Gemüther der Christen übte, zeigen die Kreuz-
züge, ein Unternehmen, bei dem zum ersten Male fast ganz Europa zum
gemeinschaftlichen Handeln sich einigte, und dem selbst die Könige sich
nicht zu entziehen wagten, obwohl sie die Letzten waren, die daran Theil
nahmen; dies zeigen ferner die Kirchenstrafen, denen sich die Völker unter-
warfen, so furchtbar einzelne derselben auch waren. Ein schauerlicher
Anblick, wenn ein ganzes Land mit dem Interdict belegt wurde. Aller-
Gottesdienst mußte mit einem Male aufhören, die Altäre wurden ent-
kleidet, die Kerzen ausgelöscht; alle Heiligenbilder und Kreuze lagen
schwarz verschleiert am Boden; keine Glocke tönte mehr; die Kirchpforten
blieben verschlossen, die Orgeln stumm; kein Sacrament wurde ausgetheilt;
kein Todter kam in die heilige Erde des Gottesackers, er wurde ohne
Gebet und Gesang in unheiliges Land eingescharrt; Ehen wurden nicht
vor dem Altäre, sondern in dem Todtengarten eingesegnet; Niemand
durfte auf der Straße grüßen, denn jeder Anblick sollte verkündigen, daß
das ganze Land ein Land des Fluches sei.
Solch eine Gewalt stand dem Kaiser nicht zu Gebote, und als die
Hohenstaufen sich mit dem Papste in die Schranken stellten, sind sie
unterlegen. Friedrich Ii. war es, der am gewaltigsten gerungen hat.
In Sicilien geboren und erzogen von seiner normännischen Mutter Con-
stanze, rann feuriges, italienisches Blut durch seine Adern. Hochgesinnt
und fein gebildet, hielt er einen glänzenden Hofstaat im sonnigen,' präch-
tigen Sicilien, wo zu Messina und Palermo seine mit aller Herrlichkeit
des Morgen- und Abendlandes ausgeschmückten Paläste sich erhoben. Früh-
zeitig mit der heiteren Schönheit der Griechen und der Naturweisheit
der Araber bekannt geworden, gegen welche sich der Haß des Abend-
landes bedeutend abgekühlt hatte, war er stets umgeben von den edelsten
Sängern, von Gelehrten und Staatsmännern und verstand sich in sechs